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Umfrage des Marburger BundesViele Ärzte denken über Berufswechsel nach

Eine Wochenarbeitszeit von deutlich über 50 Stunden, schlechte IT-Ausstattung am Arbeitsplatz, Überstunden und kaum Zeit für die Patienten - viele angestellte Ärzte überlegen, ihren Beruf aufzugeben.

Gestresster Arzt: Ein Problem ist auch die technische Ausstattung am Arbeitsplatz.

Berlin. Jeder vierte angestellte Arzt überlegt, aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und fehlender Wertschätzung den Beruf zu wechseln. Das geht aus einer Umfrage unter Mitgliedern des Marburger Bundes hervor, an der  8.464 angestellte Medizinerinnen und Mediziner (zumeist Ärzte in Weiterbildung) aus allen Bereichen des Gesundheitswesens teilgenommen haben.

Knapp 90 Prozent der Befragten arbeiten in Akutkrankenhäusern und Reha-Kliniken, sechs Prozent in ambulanten Einrichtungen.

Belastend ist dabei offenbar besonders die Arbeitssituation: Laut Umfrage liegt die Wochenarbeitszeit inklusive aller Dienste und Überstunden im Schnitt deutlich über 50 Stunden, ein Fünftel berichtete sogar von 60-Stunden-Wochen.

38 Prozent der Befragten machen pro Woche fünf bis neun Überstunden, die zum Großteil mit Freizeit ausgeglichen werden. Bei jedem Vierten werden die Überstunden allerdings überhaupt nicht ausgeglichen.

Fast jeder Dritte arbeitet in Teilzeit

Deutlich wird die belastende Arbeitssituation und der Wunsch nach Veränderung auch an der erneut gestiegenen Zahl der Ärzte, die in Teilzeit arbeiten. 31 Prozent gaben an, ihre vertraglich vereinbarte regelmäßige Wochenarbeitszeit reduziert zu haben, im Herbst 2019 lag der Teilzeit-Anteil noch bei 26 Prozent und im Jahr 2013 lediglich bei 15 Prozent.

“Der steigende Anteil der Mitglieder mit Teilzeit-Vertrag ist ein klarer Hinweis darauf, dass die Arbeitszeiten nicht den Wünschen vieler Ärztinnen und Ärzte entsprechen; sie gestalten de facto ihre eigene Arbeitszeitreform”, bemerkt der Marburger Bund dazu.

Drei Stunden pro Tag für Verwaltung

Ein Grund für die hohe Arbeitsbelastung: In den vergangenen zwei Pandemiejahren wurden viele ärztliche Stellen gestrichen. Davon berichtet jeder dritte Befragte.

Viel Zeit für die Patientenversorgung geht dabei durch administrative Tätigkeiten verloren. Der Zeitaufwand für Verwaltungstätigkeiten, die über rein ärztliche Tätigkeiten hinausgehen, liegt im Mittel bei drei Stunden pro Tag. 32 Prozent der angestellten Ärztinnen und Ärzte schätzen den Zeitaufwand für Verwaltungstätigkeiten und Organisation sogar auf mindestens vier Stunden täglich.

Viele Verwaltungstätigkeiten könnten zwar durch technische Programme vereinfacht werden – oft funktioniert die IT allerdings nicht richtig. Zwei Drittel aller Befragten sind „eher unzufrieden“ oder „unzufrieden“ mit der IT-Ausstattung an ihrem Arbeitsplatz.

Ärztliche Anforderungen werden nicht berücksichtigt

Ein Grund: ärztliche Anforderungen bei der Anschaffung neuer Software werden in der Regel nicht berücksichtigt. Auch darin sieht der Marburger Bund einen Grund für die IT-Probleme.

Die Hälfte der Befragten gibt an, dass Mehrfacheingaben identischer Daten „gelegentlich“ vorkommen, bei rund einem Drittel ist das sogar „häufig“ der Fall. Regelmäßige IT-Fortbildungen sind bei vielen Ärzten eher die Ausnahme als die Regel.

Quelle: MB-Monitor 2022; dpa

 

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