Antibiotika? “Sie dürfen auch Nein sagen!”
Wenn A, dann A: Bei Atemwegsinfekten ist das Antibiotikum der Wahl Amoxicillin. “Mit einer Ausnahme: Bei einer Tonsillitis wird Penicillin verschrieben”, ergänzt Dr. Uwe Popert seine Eselsbrücke. In seinem Seminar zur Antibiotikatherapie in der Hausarztpraxis hat er den Blick für die leitliniengerechte Anwendung der Antibiotika geschärft.
Die Rhinosinusitis war dafür Paradebeispiel: “Hier würde ich nicht auf Routine-Antibiotika setzen, sondern erst einmal zehn Tage abwarten”, riet der Allgemeinmediziner aus dem hessischen Kassel seinen Kollegen. Wichtig sei, in Erinnerung zu behalten, dass auch trotz Patientenansprüchen die Antibiotika-Vergabe abgelehnt werden dürfe. “Eine gerechtfertigte Ablehnung sorgt nicht für eine schlechtere Beurteilung der Behandlung, zeigen Studien.”
Ein Bedarfsrezept könne ein guter Mittelweg sein. Allerdings riet Popert hier zu klaren Handlungsvorgaben für die Patienten. Seine Kernbotschaft: Antibiotika möglichst kurz und – orientiert an vorliegenden Studien – niedrig dosiert verschreiben. “Es geht nicht um Keimfreiheit, sondern um klinische Besserung.”
Wenn Käsefüße zur Gesundheitsgefahr werden
“Raten Sie Ihren Patienten, die Strümpfe regelmäßig zu wechseln!” Der Hinweis von Hausärztin Anke Richter hat im Reisemedizin-Seminar erst einmal für heiteres Lachen gesorgt – aber: “Moskitos mögen den Geruch”, erklärte Richter. Gleichzeitig werde gerade auf Trekking-Reisen oft auf das Wechseln der Strümpfe verzichtet.
In der reisemedizinischen Beratung spielt der Schutz vor Mückenstichen – ebenso wie ein Update zu nötigen Impfungen – eine erhebliche Rolle. Neben frischen Socken empfahl Richter Moskitonetze mit dem Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET), bekannt als “Anti-Brumm”, oder Permethrin. Wichtig: Schwangere und Kinder sollten wegen möglicher Nebenwirkungen lieber auf Picaridin setzen.
Außerdem sollte das Mückenschutzmittel erst 20 Minuten nach dem Auftragen der Sonnencreme angewendet werden, gab Richter eine vielen unbekannte Faustregel mit auf den Weg. Bei all den Tipps blieb aber auch Raum für Austausch – etwa in Sachen Arztbestätigung für Medikamente. Eine Teilnehmerin verwies auf das druckfertige Formular des ADAC: hausarzt.link/Zf5HH
Echter Notfall oder doch nur Männerschnupfen?
“Herr Dr. Überall, mein Sohn hat so hohes Fieber! Sie müssen sofort kommen!” Dass sich das Fieber als leicht erhöhte Temperatur entpuppt und Herr Gänsefuß junior lediglich einen leichten grippalen Infekt hat, das bekommt die MFA und VERAH® Iris Schluckebier im Rollenspiel durch gezielte Fragen schnell heraus.
In Oberhof erklärte die Seminarleiterin, worauf es beim Erkennen von Notfällen am Telefon ankommt: “Weil Sie den Patienten nicht sehen, müssen verborgene Infos clever erfragt werden.” Ein Beispiel: Stehen bei Enge in der Brust auch Schweißperlen auf der Stirn? Echte Notfälle seien bei der Telefontriage zwar selten, umso wichtiger sei es aber, dass MFA auch unter Stress fehlerfrei agierten.
“Sobald ein Verdacht auf einen echten Notfall besteht, notieren Sie die im Display angezeigte Nummer. Patienten sind nicht immer daheim anzutreffen.” Um die Triage auch zur idealen Praxisorganisation zu nutzen, riet die Profi-MFA dazu, gemeinsam mit dem Praxischef eine Checkliste zu erarbeiten: Welche Patienten werden sofort einbestellt, welche auf einen anderen Tag vertröstet?
Die practica in Bad Orb findet vom 24. bis 27. Oktober statt. Programm und Anmeldung finden Sie unter www.practica.de