Berlin. Patientinnen und Patienten in deutschen Krankenhäusern sollen in Zukunft weniger nach wirtschaftlichen und stärker nach medizinischen Gesichtspunkten behandelt werden. Das ist das Ziel umfangreicher Reformvorschläge, die Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach am Dienstag (6.12.) in Berlin vorstellte.
“Die Medizin wird wieder in den Vordergrund der Therapie gestellt und folgt nicht der Ökonomie”, versprach der SPD-Politiker. “Die Krankenhäuser haben gravierende Probleme”, sagte Lauterbach. Das Hauptproblem sei die Bezahlung der Kliniken über Fallpauschalen. Unterm Strich lohne es sich für Kliniken, möglichst viele Behandlungen auf möglichst billige Weise durchzuführen.
Vorschlag von Regierungskommission
“Somit hat man mit diesem System eine Tendenz zu billiger Medizin.” Nach den Vorschlägen einer Regierungskommission zur Krankenhausversorgung sollen die Kliniken stattdessen in Zukunft nach drei neuen Kriterien honoriert werden:
- Vorhalteleistungen,
- Versorgungsstufen und
- Leistungsgruppen.
Die geplante Reform solle in den kommenden Jahren einen Schwerpunkt seiner Arbeit bilden und stelle “eine Revolution im System” dar, sagte Lauterbach.
Klinikreform beschlossen
Bereits am Freitag (2.12.) hatte der Bundestag ein erstes Gesetzespaket zu Krankenhäusern beschlossen, das mehr Geld für Kinderkliniken und Entlastungen bei dringend benötigten Pflegekräften bringen soll. Patientinnen und Patienten sollten sich darauf verlassen können, durch qualifiziertes Personal betreut zu werden – und dass sie nur im Krankenhaus übernachten müssen, wenn dies wirklich nötig sei.
Die Neuregelungen zielen unter anderem darauf, Arbeitsbedingungen der oft stark belasteten Pflegekräfte zu verbessern. Dafür soll ein neues Instrument der Personalbemessung kommen – ausgehend von errechneten Idealbesetzungen für die Stationen. Vorgesehen ist eine schrittweise Einführung.
Einige Eingriffe sollen Tagesbehandlung werden
Zudem sollen bestimmte Klinikuntersuchungen künftig als Tagesbehandlung ohne Übernachtung möglich sein. Das soll auch mehr Kapazitäten beim Pflegepersonal schaffen.
Für Kinderkliniken soll es 2023 und 2024 jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich geben, zur Sicherung von Geburtshilfestandorten jeweils 120 Millionen Euro mehr. Die Finanzierung soll auch unabhängiger von der jetzigen, leistungsorientierten Logik werden.
Quelle: dpa