ÄiWWeiterbildung: Gute Fehlerkultur lohnt sich

Ein lösungsorientierter Umgang mit Fehlern ist gerade in der Weiterbildung wichtig. Denn von einer guten Fehlerkultur profitieren nicht nur die jungen Kolleginnen und Kollegen.

Viele Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung (ÄiW) stellt der Übergang von der Klinik in die Praxis vor ungewohnte Herausforderungen. Ein neues Team, ein neues elektronisches Dokumentationssystem, neue Formulare, Reglementierungen und Limitierungen seitens des Gesetzgebers bezüglich bestimmter Verordnungen oder Untersuchungen – das sind nur einige Bereiche, in denen aufgrund von Unkenntnis Fehler passieren und gegebenenfalls sogar einen Regress zur Folge haben können.

Das im Fehlerbericht beschriebene Ereignis (s. Box) zeigt, dass Probleme an der Schnittstelle von Klinik- und Praxis-Weiterbildung bei vielen Beteiligten zu Unzufriedenheit oder gar Spannungen führen können:

  • Bei dem AiW, der verunsichert ist und sich von seinem Weiterbilder mehr Information und Aufklärung hinsichtlich Verordnungsfähigkeiten gewünscht hätte.
  • Bei dem Patienten, der möglicherweise denkt, der Hausarzt wolle ihm ein Medikament nicht “auf Kasse” verschreiben, um an ihm zu sparen oder ihm gar ein Medikament vorenthalten. Zudem musste er erneut in die Praxis und in die Apotheke gehen und auch erneut warten.
  • Bei der Apothekerin, die in ihrem Ablauf aufgehalten wurde, weil sie mehrere Anläufe brauchte, um den AiW in der telefonisch stark frequentierten Praxis zu erreichen.
  • Bei dem Weiterbilder, den das vermeidbare Gespräch mit dem AiW ebenfalls in seinem Ablauf störte und der sich vorwarf, wichtige Informationen noch nicht vermittelt zu haben. Auch überlegte er, ob dies schon im Vorfeld aufgetreten sei und zu Regressen führen könnte.

Für alle Seiten ist hier ein guter, lösungsorientierter Umgang wichtig, der vor allem darauf fokussiert, wie es zu diesem Ereignis kommen konnte, statt zu fragen: “Wer war‘s gewesen?”. Wird aus solchen Situationen gelernt, reduziert sich künftig die Anzahl der Fehler und atmosphärischen Spannungen.

In dem geschilderten Fall erkannte der Weiterbilder sofort sein Versäumnis, neue ÄiW gleich zu Beginn über die Besonderheiten bei Untersuchungen und Verordnungen zulasten der GKV zu informieren. Er nahm diesen Punkt umgehend in den praxisinternen Lernzielkatalog für die Weiterbildung auf.

Lösungsorientiert kommunizieren

Eine gute Kommunikation hilft, Mitarbeitende zu motivieren, über unerwünschte Ereignisse zu sprechen. In der Praxis bietet sich als Einstieg in ein Gespräch an, zunächst für das Vertrauen und die Offenheit der Mitarbeitenden gegenüber der Leitung zu danken. Und dann?

Die Anregung einer Praxis zum nebenstehenden Fehlerbericht lautet: “Bei uns ist es mittlerweile zum Running Gag geworden, dass ich nach einem Ereignis zwei Fragen stelle: 1. Ist jemand gestorben? 2. Hat jemand einen bleibenden Schaden erlitten? Werden beide Fragen mit “nein” beantwortet – was in der Regel der Fall ist – entspannt das die Situation für beide Seiten enorm.”

Viele ÄiW berichten, dass es sie entspannt und entängstigt, wenn das Praxisteam einen lösungsorientierter Umgang mit Fehlern lebt. Dies motiviert sie, über ihre Fehler zu sprechen – und vor allem daraus zu lernen.

Seminare besuchen

In den meisten Bundesländern bieten Kompetenzzentren Weiterbildung vielfältige Seminare an. Zum Beispiel in Hessen (www.kwhessen.de): Hier gibt es für angehende Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin sowohl im Seminar- als auch im Mentoringprogramm und für Weiterbildende im Rahmen der Train-the-Trainer-Seminare Workshops zum Thema “Umgang mit Fehlern/Fehlerkultur”, die die jungen Kolleginnen und Kollegen und die Weiterbildenden für dieses wichtige Thema sensibilisieren sollen.

Sie haben auch Fehler erlebt, aus denen ÄiW lernen können?

Dann berichten Sie wie immer gerne auf: www.jeder-fehlerzaehlt.de

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