Täglich leiten Hausarztpraxen Proben ans Labor weiter. Der Ereignisbericht 946 auf www.jeder-fehler-zaehlt.de beschreibt ein gängiges Problem dabei: Nach kurzer Zeit kommen die Ergebnisse per Post, Fax oder EDV zurück in die Praxis. Auch die Werte einer “Routineblutentnahme” müssen dann einmal bewusst kontrolliert werden, um bei auffälligen Ergebnissen zu reagieren.
Hier hat in der Praxis aus dem Ereignisbericht etwas nicht funktioniert, der pathologische Blutzuckerwert wurde übersehen. Ansonsten hätte das Praxisteam sicherlich direkt die Patientin angerufen, unmittelbar einbestellt und je nach Beschwerden eventuell eine Klinikaufnahme veranlasst. Es stellt sich daher die Frage: Was können Sie tun, damit pathologische Werte zuverlässig auffallen? Die folgenden Tipps kommen aus Praxen, die am Innovationsfonds-Projekt CIRSforte teilnehmen (www.cirsforte.de).
Praxen variieren in ihren Abläufen und Strukturen, dabei gibt es vor allem zwischen Hausärzten und Fachspezialisten wesentliche Unterschiede. Bei den Prozessen rund um Testergebnisse und Labor äußern sich diese Unterschiede in einer zusätzlichen Sicherheitsbarriere in der fachspezialistischen Praxis. Die behandelnden Fachspezialisten schreiben üblicherweise einen Arztbrief nach der Konsultation, in dem sie auf Tests und Laborwerte Bezug nehmen, falls Analysen veranlasst wurden. Das gewährleistet in aller Regel, dass die Laborwerte von Ärztin oder Arzt wahrgenommen und pathologische Werte nicht übersehen werden. In der hausärztlichen Praxis hingegen werden die Befunde beim Eingang zunächst lediglich gesichtet, häufig verbleiben sie dann in der Patientenakte. Insofern muss die Sichtung gewährleisten, dass ein pathologischer Befund immer auffällt.
Anleitung: Welche Werte sollten gemeldet werden
Gerade die abendliche ärztliche Kontrolle nach der Sprechstunde ist hier allerdings fehleranfällig. Wenn man am Ende eines langen Praxistages zuverlässig alle pathologischen Werte aussortieren möchte, ist eine Vier-Augen-Kontrolle sinnvoll. Sie als Ärztin oder Arzt sind dabei die finale Kontrollinstanz. Lassen Sie aber zunächst im Tagesverlauf einen ihrer Mitarbeiter (vielleicht sogar Auszubildende?) auffällige Werte markieren. Legen Sie fest und erläutern Sie, welche pathologischen Ergebnisse Ihnen auch tagsüber direkt gemeldet werden müssen.
Fügen Sie als Ergänzung zudem eine externe Sicherung hinzu, wie die Praxis es im Beispielbericht beschrieben hat. Holen Sie Ihr Labor ins Boot! Prüfen Sie, ob die dort für Ihre Praxis hinterlegte Notfallnummer noch aktuell ist. Lassen Sie sich erläutern, ab welchen Grenzwerten Sie das Labor anrufen soll – eventuell können Sie auch individuelle Absprachen für einzelne Parameter treffen.
Patienten einbeziehen
Auch Ihre Patienten können die Verantwortung für die eigene Gesundheit mittragen. Bei auffälligen Werten kontaktiert die Praxis die Betroffenen selbstverständlich unmittelbar, in aller Regel telefonisch. Ermutigen Sie Ihre Patienten zusätzlich, sich aktiv nach den Laborwerten zu erkundigen, eben genau für den Fall, dass Ihnen ein pathologischer Wert “durch die Lappen geht”. Am besten klären Sie vorher im Praxisteam, wie Sie dieses Vorhaben gut umsetzen. Denn dabei gilt es einiges zu beachten:
- Werden Befunde am Telefon durchgegeben? Wenn ja, durch wen (ärztliche/nicht-ärztliche Mitarbeitende) und an wen (Patienten, Angehörige)?
- Gibt es ein unterschiedliches Verfahren für pathologische und nicht-pathologische Werte?
- Werden Befunde per Post an Patienten verschickt? Wer kommt gegebenenfalls für das Porto auf?
Wie stellen Sie sicher, dass in Ihrer Praxis jeder pathologische Laborwert auffällt? Sind in Ihrer Praxis ähnliche Ereignisse passiert, aus denen Sie gelernt haben? Lassen Sie andere aus Ihren kritischen Ereignissen und vor allem von den Maßnahmen, die Sie umsetzen, profitieren. Nicht jede Praxis muss alle Fehler selber machen. Berichten Sie wie immer gerne im Internet auf www.jeder-fehler-zaehlt.de!