Von Autorität und Respekt wie das in der Generation Y üblich ist, halten Jüngere nicht viel. Hierarchien werden gerne in Frage gestellt. Das überrascht die langjährige Kollegin.
Jüngere sehen im Arzt mehr den Coach, weniger die Autoritätsperson. Von ihm wird moderne Praxisführung erwartet und eine gute Feedback-Kultur, in der sich eine offene Kommunikation entwickeln lässt. Anweisungen erteilen, überzeugt nicht.
Macht der Arzt seine Weisungen jedoch transparent, erreicht er die MFA. Die neue Generation möchte ein Mitspracherecht bei der Praxisorganisation haben. Stellt sich der Arzt Ü-50 darauf ein, motiviert das die jüngere MFA. So lässt sich diese Generation binden, und die Fluktuation sinkt.
Für die neue Kollegin sieht die Arbeitswelt anders aus, Flexibilität hat für sie einen hohen Stellenwert. Work-Life-Balance ist sehr wichtig. Deshalb nehmen einige nach der Elternzeit eine Auszeit und steigen später wieder in den Beruf ein.
Während man früher oft einen Arbeitsplatz auf Lebenszeit hatte, ist das für Jüngere undenkbar, sie wollen auch einen Berufswechsel nicht ausschließen. Zwanzigjährige ändern sehr schnell ihre Ziele. Ökologie und Nachhaltigkeit haben eine wachsende Bedeutung. Die strikte Einhaltung oder sogar Übererfüllung der Vorschriften für den Klima- und Umweltschutz schafft Praxisbindung und verhindert ein “Offboarding”.
Die Generation Z tritt nach außen selbstbewusst auf, braucht aber Leitbilder zur Orientierung. Abgesehen vom Gehalt ist ihnen die Sinnhaftigkeit der Arbeit besonders wichtig. Abwechslung bei den Tätigkeiten in der Praxis steht auf einem der vorderen Plätze. Generation Z will das Gefühl haben, gebraucht zu werden und einen wesentlichen Beitrag zum Praxiserfolg zu leisten. Einfluss auf Entscheidungen in der Organisation des Ablaufs wird sehr geschätzt. Auch das Angebot an Weiterbildung, oft in der Stellenausschreibung extra erwähnt, steht im Mittelpunkt.
Veränderer und Bewahrer
Weil die Einsteigerin eine bessere und aktuellere Ausbildung hat, möchte sie der Organisation ihre eigene Handschrift verleihen. Die Generation Y äußert Skepsis, wenn alles schnell umkrempelt werden soll, Veränderungen können nur scheibchenweise erfolgen, auch wenn Änderungen dringend erforderlich sind. Generationen werden kritisch miteinander verglichen, jeder Fehler der Generation Z in den ersten Monaten wird ihr doppelt angerechnet, sie hat noch keinen Bonus auf ihrem “Leistungskonto”.
Was die junge Generation gar nicht mag, sind die Weisheiten der Älteren: “Was Dir noch fehlt ist die Erfahrung.” Da kommt schnell der Gedanke auf, dass die “Alten” in einer ganz anderen Zeit leben. Durch die Messlatte “damals” wird “heutiges” von Älteren skeptisch gesehen.
Unterschiedliche Meinungen der Generationen tragen Konfliktpotenzial. Nach außen hin gibt sich jede Generation tolerant und erkennt Kollegen einer anderen Altersgruppe ausdrücklich an, was aber oft nicht mit der inneren Einstellung übereinstimmt. Die U-30-Jährigen zählen zu den “Veränderern” und wollen sich gegenüber den 50-Jährigen, den “Bewahrern” durchsetzen. Jüngere sind technisch begabt, und erwarten auch Anerkennung dafür.
Zwanzigjährige haben völlig andere Perspektiven, die sich viel schneller verändern als früher. Generation Z ist mobil, startet als Quereinsteiger, muss aber durch attraktive Job-Angebote generationsspezifisch angesprochen werden. Die Newcomerin möchte in einer Arztpraxis mit den modernsten Technologien arbeiten. Top moderne Arbeitsplätze haben ganz große Bedeutung. Der souveräne Umgang mit den digitalen Medien ist für sie eine Selbstverständlichkeit.
Bei Stellenangeboten sollte man sich im Text und dem Layout der Ausschreibung auf die junge Zielgruppe einstellen. Mit Formulierungen wie “Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung” liegt man etwas daneben. Ein Angebot von Schnuppertagen ist bei den Youngstern beliebt. Um Bewerber zu finden nutzt der Arzt auch seine Homepage und spricht Interessenten in der Du-Form an. Je sorgfältiger die Personalauswahl, desto weniger Abbrüche gibt es.
Der Patient der Generation Z
Es fängt schon im Wartezimmer an. Jüngere Patienten greifen seltener zu Zeitschriften, sie haben ihr Handy oder Tablet dabei. Der “brave Patient”, der Respekt vor dem Arzt hat und Ratschläge ohne Widerspruch annimmt, gehört selten zur Gruppe Z.
Durch Internet-informationen sind junge Patienten emanzipiert, der Respekt vor dem Arzt ist gesunken. Sie können sich bei Dr. Google informieren, zusätzlich gibt es noch die Bewertungsportale im Netz.
Es ist nicht grundsätzlich schlecht, wenn ein Patient sich vorinformiert, problematisch ist es, wenn er hartnäckig an seiner Meinung festhält und sich beratungsresistent verhält. Der Patient Z ist mündig, will mitentscheiden, will die medizinische Behandlung sogar beeinflussen. Nur die detaillierte medizinische Erklärung macht die Situation für den Patienten transparent.