"Aknetherapie ist eine Therapie ohne Spiegel"
Aknetherapie ist wie Zähneputzen, erklärt Dermatologe Dr. Henning Lichtenstein seinen Patienten, man müsse das Therapeutikum flächig im Gesicht auftragen und nicht mit Blick in den Spiegel punktuell auf einzelne Stellen. "Aknetherapie ist eine Therapie ohne Spiegel. Beim Zähneputzen wählen Sie auch nicht einzelne Zähne aus". Bei der Behandlung mache er gute Erfahrungen mit Skinoren: Es sei nicht so aggressiv, man könne es – anstelle des punktgenauen Auftragens vor dem Spiegel – großflächig anwenden und es verfärbe nicht die Kleidung wie etwa Benzoylperoxid.
Generell sei die Interaktion zwischen Hausarzt und Dermatologe wichtig, wurde im Seminar "Top 5 Dermatologie in der Hausarztpraxis" deutlich. Akne vulgaris könnten auch Hausärzte topisch behandeln. Bei systemischen Behandlungen von schweren Verläufen müsse man viele Ausschlüsse beachten, diese sieht Lichtenstein daher eher beim Spezialisten angesiedelt. "Die Abstimmung ist aber wichtig. So sollten Hausärzte bei Patienten, die Isotretinoin erhalten, die Leberwerte und Blutfette im Blick behalten", sagte er, die Triglyceride stiegen dabei stark.
Hausärzte fragten sich oft, wie man Akne klar von anderen Erkrankungen abgrenzen könne, betonte Co-Referent Hausarzt Dr. Joachim Dupont. "Wenn Sie keine Mitesser finden, denken Sie eher an akneartige Erkrankungen wie Rosacea", rät Lichtenstein. Diese zeige sich als "düsteres Rot, die Entzündung steht im Vordergrund. Augen und Mund-Dreieck sind ausgespart".
Akne sitze "nicht um den Mund herum – wie ein O". Bei Patientinnen handele es sich dann oft um eine periorale Dermatitis, die "Stewardessen-Krankheit", da sie nur bei Frauen – häufig mit sehr gepflegtem Auftreten – vorkomme. Sie werde oft als Ekzem fehlinterpretiert und mit Kortison behandelt, obwohl dies kontraindiziert sei. Ekzeme äußerten sich als flächige Entzündung mit Schuppen. Bei der perioralen Dermatitis siedelten sich durch "Überpflegung" mit Feuchtigkeitscremes zu viele Bakterien an. Diese trockne die antibiotische Behandlung mit Metronidazol als Gel oder Creme aus. "Bereiten Sie Ihre Patientinnen aber darauf vor, dass die Haut spannen kann – und soll", riet Lichtenstein. Metronidazol wirke übrigens bei Akne nicht.
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