Der Weg in die eigene Hausarzt-Praxis ist weit. Unterwegs sieht sich der angehende Allgemeinmediziner manchem Hindernis gegenüber – und vielen Unsicherheiten und Fragen. Beim Auftakt der „Nachwuchsinitiative Allgemeinmedizin“ des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe hatten Studierende der Medizin sowie Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung die Möglichkeit, Antworten auf ihre Fragen zu bekommen.
Unter dem Motto „Zukunft Praxis“ widmete sich eine zwölfköpfige Expertenrunde am 10. März 2016 in Vorträgen und einer lebendigen Diskussion im Rahmen des 9. Westfälisch-Lippischen Hausärztetages in Münster den Herausforderungen und Chancen, die das Studium, die Weiterbildung und die Niederlassung als Allgemeinmediziner mit sich bringen. Etwa 50 Nachwuchsmediziner waren der Einladung der 1. Vorsitzenden des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, Anke Richter, gefolgt. Sie informierten sich und nutzten die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit den Experten beim anschließenden „Get Together“ in lockerer Atmosphäre.
Neben dem aktuell viel diskutierten „Masterplan 2020“, den Joachim Schütz, Justiziar des Deutschen Hausärzteverbandes, in seinem Vortrag unter die Lupe nahm, standen wissenschaftliche Rahmenbedingungen des Faches, die Kritik an der oft fehlenden Wertschätzung des Allgemeinmediziners und die Voraussetzungen für eine Niederlassung im Fokus.
Die teils sehr persönlichen Erfahrungsberichte der Referenten machten deutlich: Allgemeinmedizin ist nicht nur hoch wissenschaftlich und abwechslungsreich. Sie ist durch das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Hausarzt und Patient auch bereichernd und befriedigend. „Die gewachsene Arzt-Patienten-Beziehung ist ein Benefit, auf den ich nicht verzichten möchte“, erklärte etwa Dr. Norbert Hartmann, seit 30 Jahren niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin und ehemaliger Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe.
Zudem bietet die Niederlassung als Allgemeinmediziner nicht nur ideelle Vorzüge. „Ich kann nur aus finanzieller Sicht sprechen und sagen: Die Niederlassung lohnt sich. Sie ist finanziell sehr attraktiv“, betonte Volker Kordes, Prokurist der Deutschen Apotheker- und Ärztebank und konnte den Studierenden gleich wertvolle Hinweise zum Thema Praxisfinanzierung mit auf den Weg geben.
Die Studierenden zeigten sich nicht nur von diesen praktischen Tipps begeistert. „Der Abend war sehr motivierend. Man merkte, dass die Leute Spaß an ihrem Fach haben“, sagte Tim Kretschmann, Medizinstudent aus Münster. Und für Christian Bäumle, ebenfalls Student aus Münster, stand am Ende fest: „Allgemeinmedizin ist eine Option!“
Allgemeinmedizin ist ein Traumberuf! Allgemeinmedizin ist Wissenschaftlichkeit, ärztliche Kunst und Herzenswärme, das ist mein pesönliches Credo.
Prof. Dr. Peter Maisel, Leiter des Arbeitsbereiches Allgemeinmedizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Der Hausarzt der Zukunft muss kein Einzelkämpfer mehr sein. Und er muss auch mitnichten ständig verfügbar sein. Ich würde niemals tauschen wollen. Keine zehn Pferde würden mich wieder in die Klinik bringen!
Dr. Gabriel Rogalli, seit 1.1.2016 niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin und Sprecher des Forums Weiterbildung des Deutschen Hausärzteverbands
In der Hausarztmedizin kann man mit kleinem Aufwand eine große Wirkung erzielen. Es ist ein Beruf, in dem Sie jeden Tag neu motiviert werden.
Dr. Sascha Schönhauser, Facharzt für Allgemeinmedizin und Arzt im Rahmen der akademischen Lehrpraxis an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
In der Medizin wartet man manchmal sieben Jahre auf seinen Studienplatz. Das heißt, man wartet länger, als man studiert. Das ist ein unhaltbarer Zustand!
Lauritz Blome, Bundeskoordinator der AG Gesundheitspolitik bei der bvmd (Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland
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