Placebo haben offenbar stärkere (Neben-)Wirkungen, wenn sie als teuer angepriesen werden. Das haben jetzt Neurowissenschaftler unter anderem vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zeigen können und damit erneut Hinweise geliefert, dass die Erwartungshaltung der Patienten einen Einfluss auf die Wirkung von Interventionen haben kann. Für ihren Versuch haben die Forscher an knapp fünfzig Probanden eine Placebo-Salbe getestet, die vorgeblich gegen atopische Dermatitis wirken sollte. Um eine negative Erwartung zu wecken, wurde den Teilnehmern mitgeteilt, dass das Mittel als Nebenwirkung Schmerzen hervorrufen kann. Der einen Hälfte der Probanden wurde die Creme als „günstig“, der anderen Gruppe als „teuer“ angepriesen. Das Schmerzempfinden wurde mittels visueller Analogskala (VAS) ermitteln.
In der Gruppe mit dem teuren Placebo gaben die Teilnehmer letztlich deutlich stärkere Schmerzen an. Diese Selbstauskunft konnten die Forscher mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) bestätigen. Die negative Erwartung eines Nocebos führte bei den Patienten zu stärkeren Signalen im Kortex, Hirnstamm und Rückenmark. Die Aktivität im präfrontalen Kortex war den Wissenschaftlern zufolge der Mediator zwischen der Wertvorstellung der Patienten und der Hyperalgesie.
Quelle: Science 2017; 358 (6359): 105-108. doi: 10.1126/science.aan1221