Nationale SuizidpräventionsstrategieSuizidprävention: Lauterbach schlägt Maßnahmenbündel vor

2022 nahmen sich über 10.000 Menschen in Deutschland das Leben. Mit mehreren Bausteinen will Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Zahl mindern. Am Donnerstag stellte er seine „Nationale Suizidpräventionsstrategie“ vor.

Das Thema Suizid müsse enttabuisiert werden, erklärte Bundegesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Vorstellung der Nationalen Suizidpräventionsstrategie.

Berlin. Während in Deutschland viel über Morde geredet wird, sind Suizide immer noch ein Tabuthema, erklärte Bundegesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Donnerstag (2.5.) bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung einer Nationalen Suizidpräventionsstrategie.

Während 2023 214 Morde polizeilich erfasst wurden, starben 2022 insgesamt 10.119 Menschen durch Suizid – fast 28 Personen täglich. Dabei würden rund 75 Prozent der Selbsttötungen von Männern begangen, die oft psychische Probleme hätten. Das durchschnittliche Alter von Männern lag zum Zeitpunkt des Suizides laut Statistischem Bundesamt bei 60,3 Jahren. Frauen waren im Durchschnitt 61,9 Jahre alt.

Zwar habe sich die Zahl der Selbsttötungen seit den 80er Jahren halbiert. Allerdings habe die Zahl der Suizide im Vergleich zu 2021 wieder um etwa zehn Prozent zugenommen, erklärte Lauterbach.

Nationale Kompetenzstelle einrichten

Hochrisikogruppen wie ältere Menschen könne man zum Beispiel in Arztpraxen, Krankenhäusern oder Pflegeheimen erreichen. Auch brauche es Angebote für Menschen, die bereits einen Suizidversuch unternommen hätten.

Um die bereits bestehenden Angebote unter einem Dach zu bündeln, schlägt Lauterbach eine Nationale Kompetenzstelle vor. Auch eine zentrale Rufnummer, wie die der Telefonseelsorge, sei denkbar. Hier müsste dann in jedem Fall ein Rund-um-die-Uhr Angebot vorgehalten werden.

Ganz wichtig, so Lauterbach, sei auch die Methodenrestriktion. Orte, von denen bekannt sei, dass sie für Suizide ausgewählt würden, müssten „in den Griff“ bekommen werden. Dazu zählten etwa unbeschränkte Bahnübergänge, Hochhäuser oder Brücken. Auch die Packungsgröße von Schmerzmitteln solle reduziert werden. Aktive Aufklärung sei notwendig, auch eine Evaluierung der verschiedenen Maßnahmen müsse erfolgen.

Viele Hilfsangebote zeitlich begrenzt

Die Entstehung von Suizidalität habe viele Ursachen, fügte Dr. Uta Lewitzka, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention zu den Ausführungen Lauterbachs hinzu. [habox:1] Bei Jugendlichen sei Suizid nach Unfällen die zweithäufigste Todesursache, gab Lewitzka zu bedenken. Es gebe zwar schon regionale Hilfsangebote. Das Problem sei aber, dass diese oft projektbezogen seien. Es fehle oft an Geld, vieles würde von Ehrenamtlern übernommen.

Es gebe auch wertvolle Angebote wie etwa „U25“ – eine Online-Suizidprävention für unter 25-Jährige in suizidalen Krisen (www.u25-deutschland.de) oder das Pendant für ab 26-Jährige mit Suizidgedanken namens „Mano“ (https://mano-Beratung.de). Aber auch hier fehle es an einer verlässlichen Finanzierung, so Lewitzka.

Verantwortung für Finanzierung übernehmen

Eine klare Verantwortungsübernahme für die Finanzierung von Maßnahmen zur Suizidprävention sei sehr wichtig. Ein 24/7 erreichbarer Krisendienst, die Koordination der Suizidprävention, eine zentrale Rufnummer – diese müsse dringend implementiert werden.

Diese Strategie müsse so weitergeführt werden, dass sei auch in ein Gesetz münde. Die Suizidrate um 30 Prozent zu senken, dass sein ein ambitioniertes Ziel. Dies sei nun Aufgabe des Bundesgesundheitsministeriums, sagte Lewitzki.

Angesichts der aktuellen Debatten zur Sterbehilfe unterstrich Lewitzki: Eine Beratung müsse grundsätzlich der Sterbehilfe vorgelagert werden.

Das Papier „Nationale Suizidpräventionsstrategie“ des Bundesgesundheitsministeriums mit den verschiedenen Handlungsfeldern und -empfehlungen, den nötigen Akteuren sowie  einem Zeitplan finden Sie unter: Nationale Suizidpräventionsstrategie

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