Ob auch Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion eine Statintherapie nutzt, wird bislang kontrovers diskutiert. Dies kann auch eine neue Studie nicht beweisen, obwohl sie nahe legt, dass auch Patienten mit einem eGFR unter 30 mL/min/1,73m2 von einem leichten Effekt profitieren könnten (doi: 10.1016/S2213-8587(16)30156-5).
Für die Meta-Analyse wertete die internationale Cholesterol Treatment Trialists Collaboration (CTT) Patientendaten von 28 randomisierten Studien (183.419 Teilnehmer) aus. Dabei kontrollierten die Experten auch die Todesfälle der AURORA-Studie (rund 2.700 Patienten) und ordneten diese teilweise neu zu, um die Ergebnisse mit den anderen Studien vergleichen zu können. Eindeutig zeigte sich dabei: Je besser die Nierenfunktion der Patienten ist, desto stärker sinkt ihr Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Insgesamt minderte eine Statintherapie das Risiko, erstmals ein vaskuläres Ereignis zu erleiden, um 21 Prozent pro mmol/L (Relatives Risiko von 0,79 bei 95 Prozent CI 0,77-0,81).
Zudem betrachteten die Wissenschaftler die Daten in fünf Gruppen – nach Nierenfunktion eingeteilt (eGFR): > 60; 45-60; 30-45; < 30 ohne Dialyse sowie < 30 mit Dialyse. Eine Schutzwirkung sahen sie eindeutig für die ersten beiden Gruppen belegt, für die dritte Gruppe noch einen leichten Effekt. Weniger klar sah es bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz aus. Hier sprechen die Autoren von einem minimalen Effekt. Patienten, die noch keine Dialyse erhielten, hatten zwar ein relatives Risiko von 0,85 (CI 0,71-1,02), Dialyse-Patienten von 0,94 (CI 0,79-1,11) – allerdings bei einem jeweils sehr weiten 99 Prozent-Konfidenzintervall. ie Frage „Statintherapie ja oder nein?“ bleibt also weiterhin offen.
Eine deutliche Empfehlung sprechen die Autoren für diese Patientengruppe nicht aus. Sie führen aber auch an, dass gerade Menschen mit Niereninsuffizienz öfter einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden. Es sei daher abzuwägen, ob eine Statintherapie in Betracht komme, selbst wenn nur eine minimale Schutzwirkung bestehe. Sie weisen aber auch darauf hin, dass die KDIGO-Leitlinie aktuell dazu rät, dass Dialysepatienten keine Statine erhalten sollten. Darüber hinaus schreiben die Studienautoren, dass sie nicht untersuchen konnten, wie sich Statine auf andere unerwünschte Ereignisse wie Muskelschmerzen auswirken.
Im CCT arbeiten nach eigenen Angaben 150 Ärzte, Statistiker und Wissenschaftler zusammen.