Die FDA hat entschieden, dass in den Beipackzetteln der SGLT2-Hemmer (Dapagliflozin, Forxiga®, Canagliflozin, Invokana® und Empagliflozin, Jardiance®) vor Ketoazidosen und schweren Harnwegsinfektionen gewarnt werden muss [1]. Auch eine Postmarketing/Pharmakovigilanzstudie wird vorgeschrieben. Die Europäische Arzneibehörde EMA wird wohl im Februar 2016 in ähnlicher Weise entscheiden.
Kommentar:
Der FDA wurden von März 2013 bis Mai 2015 insgesamt 73 Fälle von Ketoazidosen berichtet, sowohl bei Typ-1 als auch Typ-2-Diabetespatienten. Diese traten auch bei nicht oder kaum erhöhtem Blutzucker auf, weshalb die Diagnose oft erst spät gestellt wurde. Die FDA berichtet weiter über 19 Fälle von lebensbedrohlichen Urosepsis-Fällen und Pyelonephritiden, welche mit einem Harnwegsinfekt begonnen hatten. Alle diese Patienten mussten hospitalisiert werden, einige auf Intensivstationen mit der Notwendigkeit einer Dialyse [1]. Diese Nebenwirkungen waren zwar bekannt, aber insbesondere in ihrer Schwere im Bewusstsein der Ärzte nicht sehr ausgeprägt verankert, zumal man in vielen Publikationen lesen konnte: „SGLT2 inhibitors are safe and well tolerated“. Immerhin berichtet die EMPA-REG-Studie [4], vielumjubelt wegen ihrer eindrucksvollen rüh einsetzenden kardiovaskulären Vorteile und der Mortalitätssenkung, dass mit 10 und 25 mg Empagliflozin bei Frauen in 9,2 Prozent und 10,8 Prozent Urogenitalinfekte aufgetreten sind, im Vergleich zu 2,6 Prozent unter Plazebo.
Die FDA rät, vor Verschreibung von SGLT2-Hemmern immer anamnestisch zu prüfen, ob der Patient Ketoazidose-gefährdet ist: Infektionen? Kalorienarme Kost? Alkoholabusus? Reduktion der Insulindosis oder zu wenig körpereigene Insulinproduktion?
Quelle: Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, Prof. Helmut Schatz, Bochum;
Literatur:
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1 FDA Drug Safety Communication, 4 December 2015: FDA revises labels of SGLT2 inhibitors for diabetes to include warnings about too much acid in the blood and serious urinary tract infections. http://www.fda.gov/Drugs/DrugSafety/ucm475463.htm;
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2 Helmut Schatz: Diabetische Ketoazidose unter Gliflozinen (SGLT2-Hemmern) – sogar bei Blutzuckerwerten unter 200 mg/dl / 11,2 mmol/l. DGE-Blogbeitrag vom 23. Mai 2015;
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3 Helmut Schatz: Diabetespatienten unter SGLT2-Hemmern auch ohne Blutzuckererhöhung mit typischen Komasymptomen: auf Ketonkörper achten! DGE-Blogbeitrag vom 22. Juni 2015;
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4 Helmut Schatz: Empagliflozin (Jardiance®), ein SGLT2-Hemmer, verringert signifikant kardiovaskuläre Ereignisse bei Hochrisiko-Diabetes-Patienten. DGE-Blogbeitrag vom 18. September 2015