Es hat eine lange Tradition: das berufspolitische Oktoberfest des Deutschen Hausärzteverbandes im Rahmen der practica in Bad Orb. Die Führungsriege stellt sich hier den Fragen der Hausärztinnen und Hausärzte, hier gibt es in angenehmer Atmosphäre die Möglichkeit, sich zu den Themen auszutauschen, die die Ärzte aktuell beschäftigen. Nicht verwunderlich also, dass auch in diesem Jahr zahlreiche Teilnehmer des Kongresses diese Möglichkeit gerne nutzten.
Armin Beck, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Hessen, stellte den aktuellen Umsetzungsstand der Hausarztzentrierten Versorgung in der Region vor. Auch in Hessen, einem Bundesland, in dem die HZV-Umsetzung mit vielen Hindernissen verbunden war, nimmt sie nun Fahrt auf. Selbst bisher HZV-skeptische Ersatzkassen würden sich nach und nach öffnen. Man hoffe, so Beck weiter, bald die noch laufenden Schiedsverfahren abschließen und über alle Kassenarten hinweg Vollversorgungsverträge anbieten zu können. Daran arbeite der Landesverband mit ganzer Kraft.
Hauptgeschäftsführer Eberhard Mehl konnte diesen Trend auch bundesweit bestätigen. Inzwischen haben sich insgesamt rund vier Millionen Patienten und über 17.000 Hausärzte in die HZV-Verträge eingeschrieben, berichtete Mehl. Das Honorarvolumen belaufe sich derzeit auf rund eine Milliarde Euro.
Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, berichtete anschließend über aktuelle Entwicklungen vom gesundheitspolitischen Parkett aus Berlin. Die Sorgen der Hausärztinnen und Hausärzte seien mittlerweile in der Politik angekommen, berichtete er, von dort erfahre man inzwischen konstante Unterstützung, auch wenn noch an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf herrsche. Von Seiten der Selbstverwaltung vermissen die Hausärztinnen und Hausärzte diese Unterstützung, das wurde schnell deutlich. So äußerten die anwesenden Ärzte unverblümt ihren Unmut über die Bundesärztekammer (BÄK) und die derzeit stattfindende Degradierung der Allgemeinmedizin.
Jüngstes Beispiel ist die Ärztekammer Bremen. Sie hatte kurz zuvor den Antrag des Bremer Hausärzteverbandes mit zwei Dritteln der Stimmen abgelehnt, in dem dieser forderte, dass Nachwuchsärzte in Bremen, die den Facharzt für Allgemeinmedizin erwerben wollen, auch in einer allgemeinmedizinischen Praxis weitergebildet worden sein müssen. (vgl. Seite 30f.) Auch der Plan der BÄK, die Akademie für Allgemeinmedizin abzuschaffen, wurde von den Anwesenden heftig kritisiert. Weigeldt fasste die Situation prägnant zusammen: „Wir müssen unsere Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen, das wird keine Kammer und keine KV für uns tun!“
Save the date practica 2016:
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bis 25.06.2016 in Oberhof
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bis 29.10.2016 in Bad Orb