Berlin. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau haben sie schon, FDP-Chef Christian Lindner auch, und Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sicherlich ohnehin schon: Nach der Vorstellung der Corona-Warn-App am Dienstag (16. Juni) werben Politiker und Prominente für eine breite Nutzung der App, die bei der weiteren Eindämmung der Corona-Pandemie helfen soll. “Das Virus können wir nur im Teamspiel bekämpfen“, sagte Spahn am Dienstagvormittag vor Journalisten. Herunterladen und Nutzen der App sei für den Einzelnen nur ein kleiner Schritt, aber ein „großer Schritt für die Pandemiebekämpfung“, unterstrich Kanzleramtschef Helge Braun (CDU).
Bei der hochkarätig besetzten Vorstellung haben die Initiatoren ausdrücklich darauf verwiesen, dass es sich bei der App um ein “kontinuierlich lernendes System” handele, das dann bereits Erfahrungen haben soll, wenn Fallzahlen möglicherweise wieder steigen könnten. Die App soll auch helfen, eine zweite Corona-Welle zu vermeiden, so Spahn. Laut den Entwicklern von SAP hätte die App in letzten Testszenarien 80 Prozent der gefährlichen Kontakte richtig eingeschätzt, hieß es bei der Vorstellung der App. Spahn bejahte dabei ausdrücklich, dass es auch Fehlalarme geben wird – wie dies sicher auch den den “Gedächtnisprotokollen” in Gesprächen mit Gesundheitsämtern der Fall sei. Jedoch gelte: “Lieber ein Test zu viel als ein Test zu wenig.”
Falsch zitierte Zahl kursiert
Von den 80 Millionen Einwohnern Deutschlands verfügen laut SAP-Angaben vom Dienstag 65 Prozent über ein Smartphone. Möglichst viele, hoffen die Initiatoren unisono, sollten nun mitmachen. Dass die App jedoch nur bei einer Beteiligungsquote von 60 Prozent wirksam sei, entkräftete Spahn bei der Vorstellung vehement: Diese immer wieder zitierte Zahl treffe nur zu, wenn andernfalls keine Maßnahmen getroffen würden. Dabei blieben diese wichtige Schritte zur Eindämmung des Coronavirus, erinnerte RKI-Chef Wieler an die “AHA-Regel”:
- Abstand
- Hygiene
- Alltagsmasken
Vor der offiziellen Vorstellung empfahl Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) die Corona-Warn-App auch für Kinder. Aus ihrer Sicht sei es für sie genauso ratsam wie für Erwachsene, erklärte Lambrecht den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wichtig sei die Einwilligung in die Nutzung der App. Diese könnten Personen ab 16 Jahren selber erteilen, bei allen jüngeren Personen brauche es die Einwilligung eines Elternteils.
Zwei Knackpunkte in der Praxis
Dabei zeigten sich am Dienstag auch zwei deutliche Knackpunkte. Einerseits ergeben sich vor allem für Hausärztinnen und Hausärzte relevante Fragen zum Prozedere nach einem App-Alarm, andererseits wird sich in den kommenden Tagen und Wochen die unterstützende Hotline unter Beweis stellen müssen. Diese ist zeitgleich mit der App am Dienstagmorgen gestartet.
Man habe hierfür große „Kapazitäten aufgebaut“ und sich auf “entsprechende Nutzerzahlen” eingestellt, so Spahn. Wie viele Mitarbeiterinnern und Mitarbeiter eingestellt sind, ist unklar. Analog zu den lokalen Gesundheitsämtern und der 116 117 könnte hier gerade in den ersten Tagen und Wochen ein Engpass drohen – gerade, wenn das Prozedere nach einem App-Alarm ungeklärt bleibt.
Die App ist zunächst auf deutsch und englisch erhältlich, die Hotline bietet in Teilen eine türkischsprachige Beratung an. Nach und nach sollen weitere Sprachen, etwa Arabisch oder Russisch, inkludiert werden.
So wird der Datenschutz eingehalten
Keine Probleme hingegen, betonten Politiker und Entwickler unisono, gebe es in Fragen des Datenschutzes. Über Wochen war um eine Lösung gerungen worden, die – letztlich realisiert durch eine dezentrale Architektur – den Datenschutzansprüchen gerecht wird. Justiz- und Verbraucherschutzministerin Christine Lambrecht (SPD) betonte, die Einhaltung der „goldenen Regeln“ des Datenschutzes und das Gebot der Freiwilligkeit seien wesentliche Voraussetzungen für eine hohe Akzeptanz der App.
Die wichtigsten technischen Fragen und Antworten im Überblick: