Die Private Krankenversicherung (PKV) und ihre Versicherten könnten einem Gutachten zufolge die heimlichen Gewinner einer Bürgerversicherung sein – zumindest kurzfristig. Der Analyse des Ökonomen Dr. Thomas Drabinski vom Kieler Institut für Mikrodaten-Analyse (IfMDA) zufolge würde die Einführung einer Bürgerversicherung die PKV „massiv entlasten“, während die Beiträge der GKV-Mitglieder steigen müssten. Nominell könnten nach Drabinskis Berechnungen die PKV-Prämien um rund 2.200 Euro pro Kopf im Jahr sinken (minus 40 Prozent), die GKV-Beiträge müssten hingegen um rund 270 Euro pro Kopf steigen (plus 1,5 Prozentpunkte).
Das Szenario des Volkswirts unterstellt, dass mit der Einführung einer Bürgerversicherung EBM und GOÄ zusammengelegt würden. SPD, Grüne und Linke haben dies immer wieder bekundet. Außerdem unterstellt das Modell eine „budgetneutrale“ Reform. Mögliche Verschiebungen der Beitragsbemessungsgrenze oder eine Ausweitung der sozialversicherungspflichtigen Einkommensarten sind nicht Teil von Drabinskis Annahmen. SPDGesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte selbst eingestanden, dass sich die ärztlichen Honorare „in der Mitte“ treffen müssten: „Bei den gesetzlich Versicherten werden sie steigen, bei den privat Versicherten auf das gleiche Niveau sinken. Dem System wird unterm Strich kein Geld entzogen.“
Und da zumindest die SPD die PKV (aus verfassungsrechtlichen Gründen) nicht abschaffen will, würden die Versicherten bei ihren Assekuranzen Mitglied bleiben können – mit dann geringeren Ausgaben als heute und, im Umkehrschluss, wohl geringeren Prämien.