Viele gesundheitsbezogene Selbsthilfegruppen nehmen finanzielle Zuwendungen von pharmazeutischen Unternehmen oder Herstellern von Medizinprodukten an. Jedoch verfügen sie oft nicht über Regeln zum Umgang mit dem Sponsoring, zudem ist die Transparenz hinsichtlich der Finanzierung unzureichend.
Das ergibt eine systematische Übersichtsarbeit (DOI: 10.1136/bmj.l6925), die in “Arzneiverordnung in der Praxis” vorgestellt wird.
Die Autoren fanden insgesamt 26 Studien vornehmlich aus den USA und Europa. 15 Studien untersuchten die Prävalenz der Finanzierung durch Unternehmen. Diese lag zwischen 20 und 83 Prozent. Nur 27 Prozent der Selbsthilfegruppen, die Unterstützung durch die Industrie erhielten, informierten darüber auf ihrer Homepage.
Zehn Studien untersuchten, wie häufig transparente Regeln zum Umgang mit Finanzierungen durch die Industrie sind. Sechs davon fanden bei weniger als zehn Prozent der Gruppen solche Regeln.
Vier Studien untersuchten den Einfluss der Finanzierung auf die Position der Selbsthilfegruppe zu verschiedenen kontroversen Themen. Demnach neigen von der Industrie gesponserte Gruppen dazu, eine für den Sponsor günstige Position einzunehmen, obwohl sie den Interessen der Patienten widerspricht.
Die Autoren der Übersichtsarbeit weisen allerdings darauf hin, dass diese Ergebnisse wegen der niedrigen Qualität der Studien vorsichtig zu interpretieren sind.
In Deutschland können gesundheitsbezogene Selbsthilfegruppen etwa an AWMF-Leitlinien mitarbeiten, wobei sie hierfür Interessenkonflikte offenlegen müssen.
Quellen: 1. Schott G, Klemperer D, Lieb K. Finanzierung von gesundheitlicher Selbsthilfe durch pharmazeutische Unternehmer. Arzneiverordnung in der Praxis (vorab online), 12.1.21; 2. DOI: 10.1136/bmj.l6925