Statistiken der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verschleiern die Situation der hausärztlichen Versorgung in Deutschland. Darauf weist Dr. Uwe Popert hin. Der Hausarzt aus Kassel hat daher bereits wiederholt an die OECD geschrieben – bislang jedoch erfolglos.
Popert bezieht sich auf das Länderprofil Deutschland der OECD-Analyse "State of the Health in the EU" (DOI: 10.1787/9789264285200-de). "Leider fehlen wichtige Daten und dementsprechend Schlussfolgerungen", kritisiert er.
In den publizierten Daten wird für Deutschland ein 41-prozentiger Anteil von Generalisten an der Gesamtzahl der Ärzte und damit ein Platz im oberen Mittelfeld ausgewiesen. "Diese Zahlen sind allerdings nicht korrekt", meint Popert. "Tatsächlich waren 2015 weniger als 15 Prozent der berufstätigen Ärzte hausärztlich tätig. Pro 1000 Einwohner sind in Deutschland damit nicht 1,7, sondern nur 0,66 Hausärzte tätig."
Das Problem: Die hiesigen niedergelassenen Spezialisten werden zwar teilweise direkt, also ohne Überweisung, in Anspruch genommen – sie können aber keineswegs als "Generalisten" gelten, erklärt Popert. "Dies würde ja voraussetzen, dass sie routinemäßig alle Organsysteme behandeln – was sowohl in der Weiterbildungsordnung als auch im Bundesmantelvertrag ausdrücklich ausgeschlossen ist."
Diese Defizite nicht zu benennen, berge das Risiko falscher Entscheidungen der Politik, meint der Hausarzt. Für ihn ergeben sich drei zentrale Forderungen an die Politik der nächsten Legislaturperiode:
- Etwa 30 Prozent des ärztlichen Nachwuchses muss allgemeinmedizinisch weitergebildet werden.
- Kurzfristig müssen bürokratische Anforderungen, etwa die Arbeitsunfähigkeits-, Arzneimittel- und Heilmittelrichtlinien, vereinfacht werden.
- Über- und Fehlversorgung müssen ambulant wie stationär eingedämmt werden.