In seinen jüngeren Jahren war er aktiv im NAV-Virchow Bund, dessen Mitglied er bereits 1969 wurde, und dessen Landesvorstand Hessen er angehörte. Er war Hausarzt in Frankfurt, pflegte kontinuierlich Kontakt zu den Lehrbeauftragten der Allgemeinmedizin, insbesondere in Marburg, und bekam durch sein journalistisches Engagement immer mehr Freunde im Deutschen Hausärzteverband, der damals noch BPA hieß. Unter dem Pseudonym Ironius kommentierte er mit spitzer Feder in der Ärztezeitung die Berufspolitik in Hessen und auf Bundesebene.
Siegmund nahm an den Veranstaltungen des Hausärzteverbandes auf Bundesebene regelmäßig teil, bis seine schwere Erkrankung ihm keine Reisen mehr ermöglichte. Wer die Sache der Hausärzte nicht konsequent vertrat, durfte nicht mit seiner Nachsicht, wohl aber mit seinem Zorn rechnen. Sein Spott traf jene, die bei ihrer Argumentation die Denkgesetze außer Acht ließen.
Durch seine Krankheit ließ er sich bis ins hohe Alter nicht daran hindern, an berufspolitischen Diskussionen teilzunehmen. Besonders ist mir der 19. Mai 2008 wenige Tage vor dem 111. deutschen Ärztetag in Ulm in Erinnerung. Beim Gesellschaftsabend des Deutschen Hausärzteverbandes erlitt Siegmund nach einer heftigen Diskussion einen Herzstillstand, wurde von den Kollegen an seinem Tisch erfolgreich reanimiert, verbrachte eine Nacht in der Klinik auf der Wachstation, verließ diese auf eigenen Wunsch gegen ärztlichen Rat am darauffolgenden Tag und nahm einen Tag später am Ärztetag teil. Sein Kommentar mir gegenüber: „Ich habe schon Schlimmeres erlebt. Im Kreise der Hausärzte kann mir nichts passieren!!“ In der Tat führte Siegmund ein Leben „auf des Messers Schneide“!
Er war Jude und ging mit Karol Woytyla, dem späteren Papst Johannes Paul II auf eine katholische Schule. Die Nazis sperrten ihn 1942 erstmals in ein KZ in Südpolen. In das KZ Auschwitz kam er 1943. Während der Todesmärsche 1945 gelang ihm die Flucht.
Als freier Journalist finanzierte er sich sein Medizinstudium. Nach dem Examen wurde er Krankenhaus- und Schiffsarzt. 1963 flüchtete er zunächst nach Österreich und dann nach Deutschland und eröffnete 1968 seine Praxis in Frankfurt.
Er warb stets für die Aussöhnung mit Polen und bekam das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Siegmund war uns ein Freund. Wir werden uns dankbar an ihn erinnern.