Herzinfarkte sind für Frauen bedrohlicher als für Männer. Ein Team der Technischen Uni München hat herausgefunden, dass innerhalb des ersten Jahres nach dem Infarkt Frauen 1,5 Mal so häufig sterben wie Männer mit vergleichbarer Krankengeschichte. Die Forscher appellieren deswegen an Ärzte, in den ersten 365 Tagen Infarktpatientinnen besonders intensiv zu betreuen. Gerade Hausärzte sollten die soziale Situation der Patientinnen im Blick behalten, auf Depressionen achten und Hilfe anbieten.
Als Grundlage der Arbeit dienten Patientendaten, die in zwei Studien („ISAR-RISK“ und „ART“) mit 4.100 Teilnehmern gesammelt wurden. Innerhalb des ersten Jahres starben Frauen 1,5 Mal so häufig wie Männer. Dafür könne es verschiedene Gründe geben. „Im Alltag werden nach einem Herzinfarkt oft andere Anforderungen an Frauen gestellt als an Männer. Sie sollen schneller wieder ‚funktionieren‘ und sind dadurch größeren Belastungen ausgesetzt“, sagt Mitautor Georg Schmidt. Ein wichtiger Faktor seien depressive Erkrankungen. Die ausgewerteten Studien erfassten aber keine psychosozialen Faktoren. Zukünftige Studien müssten zeigen, ob diese der Hauptgrund für die festgestellten Unterschiede sind, oder ob es andere biologische Gründe gebe.
„Schaut man den gesamten Untersuchungszeitraum von fünf Jahren nach dem Infarkt an, gibt es keine auffällig großen geschlechtsspezifischen Unterschiede, wenn man Faktoren wie Alter, Begleiterkrankungen und Art der Behandlung herausrechnet“, sagt Erstautorin Dr. Romy Ubrich.
Quelle: Plos One 12(10): e0186783 (2017). DOI: 10.1371/journal.pone. 0186783