Prof. Martin Scherer ist der neue Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM). Er folgt auf Prof. Erika Baum, die nicht erneut angetreten war. Prof. Eva Hummers und Prof. Antonius Schneider stehen als Vizepräsidenten an seiner Seite. “Mehr Frauen als Männer und mehr Junge als Alte”, beschrieb Scherer die neue Spitze: Insgesamt zählt das geschäftsführende Präsidium nun vier Frauen und drei Männer – unter anderem auch Dr. Leonor Heinz, bislang Sprecherin des Forums Weiterbildung im Deutschen Hausärzteverband.
Neben den Folgen des Klimawandels will Scherer mit der DEGAM auch die Digitalisierung thematisieren und sich hier einbringen. Zu prüfen sei, wie Digitalisierung in der Praxis wirklich Mehrwert schaffe. Auch bei der Strukturierung der Gesundheitsversorgung sieht die Fachgesellschaft noch Verbesserungsbedarf, wie Erika Baum im Vorfeld des DEGAM-Kongresses deutlich machte.
Ein Problem sei, dass es für die Weiterbildung von Ärzten keine Bedarfsplanung gebe, so Baum. Sie schlug vor, mehr Mittel aus dem Gesundheitswesen für Weiterbildung aufzuwenden und damit gezielt Stellen zu fördern – je nachdem, wie viele Ärzte in einem Fachgebiet gebraucht werden. Denn zu viele Spezialisten verschlechterten die Qualität eines Gesundheitssystems. Verglichen mit anderen Ländern in Nordeuropa verzeichne Deutschland die geringste Lebenserwartung, gebe aber insgesamt viel Geld für die Versorgung aus, sagte Baum. Eine breite hausärztliche Grundversorgung sowie eine bessere Koordination und Zusammenarbeit nicht nur unter Ärzten, sondern auch mit anderen Fachberufen würde das Outcome verbessern. Baum forderte daher, auch in Deutschland ein Primärarztsystem zu etablieren.