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kurz + knappLeserbriefe

Rücksprache mit Frauenarzt sinnvoll

Betreff: “Patienteninfo Kontrazeption”, HA01, S. 59

Das Bestreben, die Zahl von möglichen Thrombosen und Embolien unter der Anwendung von Ovulationshemmern zu reduzieren, ist absolut zu begrüßen. Die Art, wie Sie das (…) darstellen, finde ich als Frauenarzt allerdings etwas unglücklich.

So wird in der Checkliste für die Patientin eine pauschale Unterscheidung gemacht zwischen “sehr geringes Risiko” und “relativ geringes Risiko” und Sayana neben Seculact aufgeführt. Bei beidem handelt es sich um eine reine Gestagenverhütung. Mit den Depotgestagenen wie Sayana sind aber spezielle Nachteile in der Anwendung verbunden: der Langzeiteffekt auf die Knochendichte und die schlechte Steuerbarkeit mit zum Teil sehr langer Dauer bis zum Wiedereinsetzen des Zyklus. Mini28 ist in der praktischen Anwendung als klassische Minipille ohne Ovulationshemmung im Hinblick auf die kontrazeptive Sicherheit auch nicht mit den Desogestrel-Mono-Pillen zu vergleichen.

Meine Erfahrungen zeigen, dass der Versuch, Patientinnen auf eine reine Gestagenverhütung aufgrund von Risikofaktoren umzustellen, immer wieder durch das spezielle Nebenwirkungsprofil (speziell Metrorrhagien / Akne) scheitert.

Die Bemerkung “Ebenso ist keine Untersuchung beim Frauenarzt nötig” trifft vielleicht darauf zu, dass eine Untersuchung nicht unbedingt für den Wechsel eines Präparates erforderlich ist. Vielleicht wäre aber eine Rücksprache mit dem Frauenarzt sinnvoll. Es könnte ja sein, dass dieser sich in der Auswahl des Präparates nach Differentialindikationen neben der Kontrazeption gerichtet oder unter Umständen schon vergebliche Versuche einer Umstellung auf eine andere Form der Verhütung bei der Patientin hinter sich hat.

Dr. Peter Pesch, Frauenarzt, Bornheim

Antwort des Autors:

Vielen Dank für die Hinweise. Unsere Hauptverantwortung, nämlich bei sonst gesunden Frauen zur Kontrazeption ein ungünstiges (siehe Liste) durch ein günstigeres Kombipräparat zu ersetzen, wird dadurch nicht tangiert.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Horst Prautzsch, FA f. Allgemein­medizin, Trochtelfingen

Herr Minister, stellen Sie die richtigen Weichen!

Betreff: “Das System wird uns um die Ohren fliegen”, HA01, S. 26

Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Herr Laumann,

als Anmerkung zu Ihrem Interview möchte ich folgende weiterreichenden Vorschläge machen.

In einer freien und sozialen Marktwirtschaft regelt sich der Preis im freien Handel nach Angebot und Nachfrage. Eine Steuerung der Dienstleistung Haus- oder Facharzt auf dem Lande folgt dieser Grundregel nicht, da sie sowohl von Krankenkassen, Politik und kassenärztlichen Vereinigungen aufgehoben wird.

Der erste Grund hierfür ist das (un-)demokratische System der KV. Die Verteilung der Ärzte, wie des Geldes sollte gleich und gerecht, per Grundgesetzt eine Gleichbehandlung erfolgen. Faktisch aber bekommt ein Hausarzt in Bayern für die gleiche Leistung mehr Geld als ich in NRW. Die Konvergenzregelung ist von den politischen Entscheidungsträgern abgelehnt worden. Daraus schlussfolgernd wird sich jede mit mindestens drei betriebswirtschaftlichen Hirnwindungen gesegnete Nachwuchskraft lieber in Bayern als in NRW niederlassen. Erschwerend hinzukommend ist die undemokratische Verteilung der gewählten Würdenträger der KV-en. Jeder Arzt hat dabei eine Stimme, egal wieviel Patienten / Einwohner er versorgt. Wie bekannt besteht ein Landarztmangel. Daraus resultierend haben wir eine Stadtarztmehrheit, die kein Interesse hat Geld und Manpower an die Landbevölkerung zu verplempern! Ich betreue rein statistisch 2222,22 Einwohner und meine Stimme ist in der Selbstverwaltung genauso schwer, wie die eines städtischen Kollegen mit 555 Einwohner in seiner Versorgung.

Wenn dies aus Ihrer Sicht eine gerechte und richtige Regelung ist, sollten wir vielleicht das Wahlgesetz des Landes NRW auch so gestalten. Dann würde NRW in gleichgroße Bereiche geteilt, nein nicht nach Wählern, sondern nach Quadratkilometern. Die Stadt Köln hätte genauso viele Landtagsabgeordnete wie der Rheinischbergische und der Oberbergische Kreis. Doppelt soviel Einwohner? Deren Pech, die können ja dann zu uns ziehen! Bedenken Sie, dass statistisch die Hälfte der Bevölkerung NRW auf dem Land lebt, also die Hälfte der Wähler, die Hälfte der Kinder und die Hälfte der Alten. Wenn Sie die Hälfte von einer Hausärztlichen Versorgung abkappen kommt das einer von Ihnen zumindest geduldeten passiven Sterbehilfe gleich und bei gleichzeitiger Druckerhöhung durch die Krankenkassen mit Einzelregressen und Kontrollzwangsstörung entsteht bei Überlastung gerade der landärztliche Fach- und Hausärzte gerade ein hochexplosives Gemisch. Ich will als Landarzt ernst genommen werden und nicht für dumm verkauft werden. Ihr Interview zeigt auf, was in 15 Jahren vielleicht greifen könnte, aus meiner Sicht aber eher nicht! Kein Wort von der Warteschlange der Quereinsteiger. Ärzte mit Facharztbezeichnungen, z.B. Anästhesie,die wir nicht in unseren allgemeinmedizinischen Praxen zu Fachärzten für Allgemeinmedizin ausbilden können, weil die Player, KV und Krankenkassen, die Förderung verweigern oder zumindest verschleppen, aber den Mangel im gleichen Atemzug beklagen!

Da ist eine Reform dringend nötig. Bezahlte man den Landärzten in nachgewiesener Unterversorgung das Doppelte, würden Zweigpraxen von Kollegen der Überversorgung in meiner Nachbarschaft wie Unkraut hochschießen. Ich wäre dankbar dafür. Alle Einwohner würden wieder gleich versorgt werden. Lange können wir mit der Hälfte der Ärzte den Damm nicht halten. Wenn der bricht schwappen die Patienten vom Land in die Gossen der Stadt und verstopfen da die Abläufe. Spätestens dann wird auch dem letzten Stadtarzt mit 150 individuellen Selbstzahlerleistungen ohne Evidenz pro Tag klar, dass auch er mitten im Mangel der Grundversorgung angekommen ist. Schuld werden wir Landärzte sein, weil wir den Damm nicht halten konnten. Schaffen wir das Kunststück aber mit Hilfe der Stadtärzte wäre der Landarztmangel dann gemildert, die Versorgung verbessert, mein Regress- und Burn-out-Risiko verringert, meine überbordenden Personalkosten wegen des hohen Patientenaufkommens nicht von meinem Gehalt gestützt. Die Stadtärzte könnten zu bestimmten Zeiten wieder igeln und alles wäre gut. Eine win-win-win-win-win-win-win-Situation.

Defacto wird die Landesverfassung und das Grundgesetz aber mit Füßen getreten. Wo ist die Gleichbehandlung? Sie führen aus, dass die Behandlung eines Stadtpatienten 1/3 teurer sei, als die eines Patienten auf dem Lande. Warum ist das so? Nur weil die geltende Rechtslage es zulässt, dass Krankenkassen, Landschaftsverbände, Arbeitgeber und politische Verantwortliche sich die zigtausenden von Arbeitsstunden aller im sozialen Bereich arbeitenden Menschen auf dem Lande breit grinsend als Geschenk kredenzen lassen, nicht müde in der Öffentlichkeit dies zu loben, um in den Hinterzimmern die Bezahlung und Tarife tatsächlich kleiner zu regeln und dabei auch über unser altruistisch-üekuniär-lebenszeitvergeudendendes Harakiri zu lachen. Sie graben den ländlichen Städten, Gemeinden und Landkreisen eines der wichtigsten Infrastrukturen ab. Wie kann ein Unternehmen auf dem Land Arbeitsplätze schaffen, wenn es keine medizinische Versorgung gibt? Selbst Altenheimbetreiber müssen in die Stadt gehen und vom Land die Alten in die Stadt holen, weil es dafür hier keine medizinischen Kapazitäten gibt!

Wie hoch ist denn das tatsächliche Vermögen der gesetzlichen Krankenkassen, inklusive Verwaltungsvermögen und Einlagen? Wer profitiert denn von den Aktien der Krankenhausketten und sitzt in deren Aufsichtsräten? Wer profitiert von der haus- und fachärztlichen Unterversorgung auf dem Lande? Wieso fließen Versichertengelder von NRW nach Bayern und warum fließen Gelder vom Land in die Stadt? Wer steuert die Geldströme? Wer profitiert von diesen Strömen?

Warum müssen alle sich an den Kosten beteiligen, nur die Verwalter der Versichertengelder, die Krankenkassen nicht, die ja nicht die Eigentümer sondern nur die Besitzer dieser Gelder sind! Wer hat dieser Körperschaft des öffentlichen Rechts soviel Macht gegeben, dass sie sich nach Gutsherrenart innerhalb dieses Systems benehmen und z.B. Regresse als Mengenbegrenzung zum Tenor der Politik machen kann, im Zweifel uns an unser Genfer Gelöbnis erinnernd die Kosten der notwendigen Behandlungen unserer Patienten im Nachhinein aufs Auge drückt mit der Hilfe von der Politik installierten Juristen ohne jegliche medizinische Kenntnis?

Ich unterstelle Ihnen, das Beste für das System zu wollen, aber wenn man so ein Interview liest, fragt man sich, ob wir in der gleichen Welt leben!

Als politisch verantwortlicher Minister können Sie nicht ernsthaft glauben, dass diese von Ihnen auf den Weg gebrachten, für die Krankenkassen kostenneutralen Maßnahmen den Bedarf an ÄrztInnen auch nur ansatzweise deckt. Daher fordere ich Sie auf, die Weichen so zu stellen, dass viel arbeitende ÄrztInnen auf dem Lande endlich auch ihre bis dato unentgeltliche Mehrarbeit bezahlt bekommen. Nur so erreichen Sie, dass dem Geld die Ärzte folgen und dann bei Gleichverteilung wieder eine Gleichbezahlung zu ermöglichen. Ich weiß, im Zweifel darf der Minister der Selbstverwaltung ja nicht in die Karten gucken, aber damit legitimieren Sie undemokratische Verhältnisse wie im Mittelalter, als Wählerstimmen und Einkommen an einander gekoppelt waren! Schaffen Sie Planungsbereiche auf Gemeindeebene, damit der Mangel nicht durch Zusammenfassen halbstädtischer mit ländlichen Gemeinden verschleiert werden kann, wie hier in Bergneustadt. Wir haben einen Versorgungsgrad von 67% auf Gemeindeebene. Die KV Nordrhein hat uns aber mit zwei bis dato überversorgten Gemeinden zusammengelegt, sodass der Gesamtbereich nicht unterversorgt aussieht! Zwingen Sie die stadtlastige KV sich ernsthaft um die Belange der Landärzte zu kümmern, auch wenn wir in der Unterzahl und in den Gremien gar nicht oder nur spärlich vertreten sind! Schaffen Sie die Regressmaschine ab. Sie macht gerade den Anfängern Angst um Ihre Existenz und hält sie davon ab sich niederzulassen. Wenn die jungen angehenden KollegInnen, die ich in ihrem Studium begleite meinen aktuellen 8000€-Einzelfallregress sehen und die Begründung lesen, weswegen dieser Spezialfall im Widerspruch abgelehnt wurde, äußern sie sofort, nach mitleidiger Bestürzung die Beteuerung, einem Schwur ähnlich, dass die Niederlassung in eigener Praxis für sie unter diesen unglaublichen Bedingungen niemals in Frage kommt.

Wie viele qualifizierte und sehr teuer ausgebildete Ärzte wollen Sie noch aus dem Land ziehen lassen? Die Zahl von Deutschland verlassenden Ärzten und einwandernden Medizinern mag gleich hoch sein, aber wie rosig wäre es um unsere Zukunft bestellt schafften Sie es, die hier ausgebildeten Kollegen auch hier zu halten und die einwandernden Ärzte kämen zusätzlich!

Sollte ich einem Patienten begegnen, der so schwerwiegende und in der Summe lebensbedrohliche Symptome aufweist, ohne dass ich die Ursache beheben könnte, versuchte ich Atmung und Kreislauf aufrecht zu erhalten. Ihre Maßnahmen kommen der Korrektur zu langer Finger -und Fußnägel gleich zur Verringerung des hohen Sauerstoffbedarfs oder sie drosselten Puls und Blutdruck, um die Sauerstoffreserven länger nutzen zu können.

Wir sind noch nicht tot auf dem Lande, aber so halten Sie unsere Agonie nicht auf.

Claus-P. Bockhacker, FA f. Allgemeinmedizin, Bergneustadt

EKG falsch angelegt

Betreff: “Herzinsuffizienz-Netzwerke: Ohne Hausarzt geht es nicht”, HA01, S. 72

Beim Durchlesen (…) war ich sehr verwundert, als ich auf Seite 72 das Bild des auf dem Rücken liegenden und an ein EKG angeschlossenen Patienten gesehen habe. Als Ausbildungsberater für MFA der Bezirksstelle Oldenburg/Ärztekammer Niedersachsen stach mir das völlig falsch angelegte EKG ins Auge. Es ist blamabel, selbst für ein Beispielbild. Fachkompetenz, spätestens vor dem Druck, müsste dies verhindern.

Dr. Norbert Kaiser, FA f. Allgemein­medizin, Oldenburg

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