Zwei Jahre warten auf Op
Betreff: "Beispielhaftes Finnland?" HA 17, 20.10.16, S. 24
Mit großem Erstaunen habe ich den Beitrag gelesen. Das Einzige, das mich herunterholen konnte, war das Fragezeichen im Titel.
Das sogenannte Gesundheitswesen ist meines Erachtens katastrophal organisiert. Ich habe eigene Einsichten nehmen können, da meine leider verstorbene Frau aus Helsinki stammte. Ein Begebnis mag Ihnen den Grund meiner Meinungsbildung erläutern.
Meine 78-jährige Schwiegermutter hatte schwere Sehstörungen. Auf einen ambulanten Augenarzttermin musste sie 3, in Worten DREI, Monate warten. Die Diagnose lautete "Grauer Star". Zur notwendigen Op bekam sie einen Termin in zwei JAHREN. Ich habe sie daher hergeholt. Sie wurde in Coesfeld operiert, bekam hier anschließend eine passende Brille in der bei uns gewohnten Zeit und konnte weitere vier Jahre hervorragend, auch in Helsinki, sehen. Sie hat aber erst mehrere Monate später, bei einem Besuch von uns zugegeben, dass sie hervorragend sehen kann. Auf die Frage, warum sie es nicht früher gesagt habe, antwortete sie: "Bei so schneller Op und noch schnellerer Brille konnte ich nicht an dauerhafte Qualität der Maßnahmen glauben, wo das doch in Finnland alles so lange dauert, aber dann ist es auch immer gut."
Außerdem muss gesagt werden, dass die Ärzte in den Gesundheitszentren ihre Zeit abarbeiten von morgens sieben Uhr bis mittags, wobei einer auf den anderen achtet, nicht zu schnell zu arbeiten, wegen der Vorgaben. Nachmittags machen die meisten Ärzte Privatsprechstunden, die bar bezahlt werden müssen. Medikamente aus diesen "Privat"-Sprechstunden werden vom Gesundheitswesen nicht ersetzt. Hiervon konnte ich mich selbst überzeugen. Bei einem dreiwöchigen Winterurlaub in Rovaniemi wohnte ich gegenüber dem Zentrum. In der Sauna unseres Hotels verkehrten auch Ärzte des Gesundheitszentrums, von denen ich als Kollege aus Deutschland vieles erfahren konnte.
Nun, das alles liegt einige Jahre zurück. Aber die mir noch verbliebenen Verwandten meiner Frau sagten mir, daran habe sich nichts verändert.
Also: Staatlich organisierte Gesundheitswesen: "Sch…"
Dr. Elmar Brüning, Dülmen