Berlin. „Wir können uns die doppelte Facharztschiene nicht mehr leisten“, machte Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) deutlich, als er am Donnerstag (25.4.) in Berlin das neue Gutachten des Sachverständigenrats für das Gesundheitswesen überreicht bekam. Der Minister sieht sich mit dem Gutachten zum „Fachkräftemangel im Gesundheitswesen“ in seinen jüngsten Initiativen bestätigt. Die Gesundheitsweisen bezeichnen darin Ärztinnen und Ärzte, MFA sowie die Pflege als „Engpassberufe“, obwohl die Zahl der Beschäftigten zuletzt sogar zugenommen hat. Die Strukturen müssten daher jetzt grundlegend reformiert werden.
„Wir sind zum Strukturwandel gezwungen, weil wir diese nicht mehr füllen können“, kommentierte Lauterbach. So würden Berechnungen zufolge in zehn Jahren rund 50.000 Ärztinnen und Ärzte fehlen. Derzeit seien bereits 5.000 Hausarztsitze bundesweit unbesetzt. Die Kluft würde aktuell meist mit ausländischen Ärztinnen und Ärzten geschmälert. Zudem seien in den letzten zehn Jahren aber auch je 5.000 Medizinstudierende zu wenig ausgebildet worden, nahm er auf seinen ursprünglichen Entwurf des Versorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) Bezug.
Jüngst hatte sein Koalitionspartner FDP sich damit durchgesetzt, die darin zusätzlich vorgesehenen Studienplätze aus dem Gesetzentwurf zu streichen. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband betont in diesem Zusammenhang immer wieder, dass ein reines Mehr an Studienplätzen nicht reicht, sondern dies an eine Reform der Approbationsordnung und den Masterplan Medizinstudium 2020 geknüpft werden müsse, damit sich am Ende auch mehr Studierende für die Allgemeinmedizin entscheiden.
Doppelstrukturen “nicht mehr leistbar”
Als einen Knackpunkt bezeichnete Lauterbach am Donnerstag ebenso die Doppelstrukturen von Krankenhäusern und ambulanter Versorgung. „Wir können uns die Doppelstrukturen in der Fachärzteschaft in der Klinik und Praxis nicht mehr wie bisher leisten“, sagte er. Stattdessen will er die sektorenübergreifende Tätigkeit stärken – ein Schritt dazu soll zum Beispiel mit den Hybrid-DRG gegangen werden.