Eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) erntet von ärztlicher Seite Kritik. Dem WIdO zufolge ist rund jedes zweite Antibiotikarezept 2019 (53Prozent) auf ein Reserveantibiotikum entfallen. Die regelmäßige Analyse zeige aber auch, dass diese Verordnungen seit 2012 zurückgehen.
Damals lag ihr Anteil noch bei 66 Prozent. Dem Institut zufolge müssten Antibiotika in Human- und Tiermedizin daher gezielter und zurückhaltender angewendet werden.
Dem hält das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) entgegen, dass das WIdO mitunter Wirkstoffe als Reservemittel einstufe, die in Leitlinien als Mittel der Wahl gelten. Als Beispiel nennt das Zi Trimethoprim bei Harnwegsinfekten.
Halte man sich an die WHO-Klassifikation, entfielen lediglich 0,1 Prozent der Verordnungen in 2019 auf Reserveantibiotika, schreibt das Zi. Zudem zeige die kürzlich veröffentlichte Auswertung des Projekts RESIST, dass die Antibiotikaverschreibungen bei Atemwegsinfekten zurückgehen.
Im Projekt führten eine bessere Information von Ärzten und Patienten dazu, dass in dieser Gruppe die Verordnungen von 26 (im Winter 2016/17) auf 20 Prozent (Winter 2018/19) sanken.
Dennoch unterstützt das Zi die Forderung des WIdO nach einer gezielten Verordnungsweise – ebenso wie die Forderung, dass es mehr neue Wirkstoffe und -prinzipien brauche. Laut WIdO sind in den letzten zehn Jahren unter 316 neuen Wirkstoffen nur acht Antibiotika gewesen.