Berlin. Die AOK-Gemeinschaft weist für das vergangene Jahr ein vorläufiges Minus von 4,1 Milliarden Euro aus. Das Defizit von 2,7 Milliarden Euro aus dem dritten Quartal hat sich damit im vierten Quartal noch einmal um 1,4 Milliarden Euro erhöht. Im Ergebnis spiegeln sich laut AOK mehrere Sondereffekte wider: Der zu Beginn der Pandemie beschlossene Zugriff auf die finanziellen Rücklagen der gesetzlichen Krankenkassen belaste die AOK überproportional mit 4,2 Milliarden Euro. Hinzu komme das Inkrafttreten der jüngsten RSA-Reform, die sich vor allem für die AOK negativ auswirke.
Rücklagen weitgehend aufgebraucht
Die Rücklagen der Kasse seien „zu großen Teilen aufgebraucht“, beklagt die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes Dr. Carola Reimann. „Gleichzeitig ist in nächster Zeit mit kräftigen Nachholeffekten und einem Anstieg der Ausgaben zu rechnen.“ Von der Politik erwartet sie deutliche Signale zur finanziellen Stabilisierung. Außerdem müsse der Risikostrukturausgleich erneut überprüft und weiterentwickelt werden. Sie warnt: „Zurzeit bestehen erhebliche Risikoselektionsanreize besonders zulasten sozialpolitisch schutzbedürftiger und vulnerabler Menschen und Personengruppen.“
Das Defizit der AOK hat sich innerhalb eines Jahres vervierfacht. Für das erste Corona-Jahr 2020 verbuchten die Kassen ein Minus von 974 Millionen Euro, das Defizit im Jahr 2019 lag bei 120 Millionen Euro.
Minus auch bei Ersatzkassen
Bei den Ersatzkassen steht 2021 unterm Strich ein Minus von 576 Millionen Euro, wie der Verband der Ersatzkassen (vdek) der Presseagentur Gesundheit mitteilt. Bis zum dritten Quartal konnte noch ein Überschuss von 70 Millionen Euro ausgewiesen werden. Im Jahr 2020 belief sich das Defizit auf 1,1 Milliarde Euro. Auch der vdek macht den gesetzlich angeordneten Vermögensabbau verantwortlich, bei dem die Ersatzkassen mit 2,3 Milliarden Euro betroffen waren. Die Ausgabenüberschüsse der gesamten GKV sollen sich Medienberichten zufolge auf 5,6 Milliarden addieren. red