Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) könnte die Corona-Impfung nur für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren mit bestimmten Vorerkrankungen empfehlen. Das geht aus einem kursierenden vorläufigen Entwurf für die offizielle Empfehlung hervor. Letztere wird am Donnerstag (10. Juni) erwartet, zuletzt konnten die Bundesländer und Fachgesellschaften noch Stellung dazu nehmen.
Demnach würde keine generelle Impfempfehlung ausgesprochen. Das hatte sich bereits nach den Äußerungen einzelner STIKO-Mitglieder so abgezeichnet. Vielmehr würde die Impfung nur empfohlen, wenn ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf angenommen würde. Dies wäre laut STIKO-Entwurf bei folgenden Krankheitsbildern der Fall:
- Adipositas
- angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante Immunsuppression
- schwere Zyanose
- schwere Herzinsuffizienz
- schwere pulmonale Hypertonie
- chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden Einschränkung der Lungenfunktion
- chronische Niereninsuffizienz
- chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen
- maligne Tumorerkrankungen
- Trisomie 21
- syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung
Zusätzlich sieht der STIKO-Entwurf eine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren vor, „in deren Umfeld sich Angehörige oder andere Kontaktpersonen mit hoher Gefährdung für einen schweren Covid-19-Verlauf befinden, die selbst nicht geimpft werden können oder bei denen der begründete Verdacht auf einen nicht ausreichenden Schutz nach Impfung besteht (z.B. Menschen unter relevanter immunsuppressiver Therapie)“.
“Umverteilung” zulasten Erwachsener nicht empfohlen
Begründet wird die eingeschränkte Empfehlung einerseits mit der dünnen Studienlage, andererseits mit einem „nicht allgemein gegebenem“ Nutzen der Impfung zum Verhindern schwerer Verläufe und Todesfälle in dieser Altersgruppe: „Es müssten etwa 100.000 12- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche geimpft werden, um einen einzigen Covid-19-bedingten Todesfall in dieser Altersgruppe zu verhindern.“
Auch von einer Umverteilung der noch raren Impfstoffe an gesunde Kinder und Jugendliche wird abgeraten, „solange noch viele ältere Erwachsene mit deutlich höherem Risiko ungeimpft sind“.
Hausärzte-Chef: STIKO ist Richtschnur
Davor hatte jüngst auch der Deutsche Hausärzteverband gewarnt. Darüber hinaus erinnert dessen Bundesvorsitzender Ulrich Weigeldt daran, dass Impf-Entscheidungen von Wissenschaft und Ärzten getroffen werden müssten. „Wissenschaft und Medizin waren bisher immer ausschlaggebend dafür, wer wann wogegen geimpft wird”, so Weigeldt. Hier könne die Studienlage fachkundig bewertet werden. “Die nächste Instanz bilden dann die Ärztinnen und Ärzte sowie deren Patientinnen und Patienten, die gemeinsam über eine Impfung entscheiden, Risiken und Nutzen abwägen.”
Dass jedoch die Politik die “Kinder-Impfung für alle” noch vor EMA-Zulassung und STIKO-Empfehlung verkündet hatte, stößt bei Weigeldt auf Unverständnis. Die STIKO-Empfehlung sei für Hausärztinnen und Hausärzte neben dem individuellen Arzt-Patienten-Gespräch eine wichtige Richtschnur.
Sachsen marschiert voran
Die Sächsische Impfkommission (SIKO) empfiehlt die Corona-Schutzimpfung unterdessen für Kinder im Alter von 12 bis 15 Jahren bei Vorliegen von Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf, teilte die Sächsische Landesärztekammer am Mittwoch (9. Juni) in Dresden mit. Das geht im Großen und Ganzen mit dem STIKO-Entwurf einher. Doch: Laut SIKO solle die Impfung auch allen anderen Kindern der Altersgruppe ermöglicht werden, wenn sie und ihre Sorgeberechtigten zuvor ausführlich über Chancen und Risiken aufgeklärt wurden – so wie es Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verkündet hatte.
Kinder sollten laut SIKO mit einem der zugelassenen mRNA-Impfstoffe geimpft werden. Bislang ist in der EU nur das Präparat von Biontech für Kinder ab 12 Jahren zugelassen.
Mit Material von dpa