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47. practica in Bad OrbViele Ideen zur besseren Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit zwischen hausärztlichen und gebietsärztlichen Praxen muss neu justiert werden, waren sich die Hausärztinnen und Hausärzte beim berufspolitischen Oktoberfest in Bad Orb einig. Dabei entwickelten sie zahlreiche Ansätze, wie es besser gelingen kann.

Austausch auf der practica (v.r.): Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Dr. Markus Beier, Prof. Erika Baum, Anke Richter-Scheer, Armin Beck und Dr. Hans-Michael Mühlenfeld.

“Da die Terminanfragen unsere Kapazitäten übersteigen, können wir das Gros der Anfragen leider nicht bedienen. (…) In dringenden Fällen bitten wir, (…) den Anmeldebogen zu verwenden. Bitte schicken sie diesen ausgefüllt (…) und fügen wesentliche Vorbefunde an.” Antworten wie diese eines Rheumatologen seien häufig geworden, berichtet Hausarzt Dr. Uwe Popert aus Kassel beim berufspolitischen Oktoberfest des Deutschen Hausärzteverbandes Ende Oktober bei der practica in Bad Orb.

Viele Fachärzte nehmen keine neuen Patienten auf, zeigt eine Umfrage im Saal. “Teilweise findet unnötige Versorgung statt, das klaut die Zeit für wichtige Behandlungen”, machte Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, deutlich.

Das Problem sei nicht insgesamt ein Mangel an Facharztterminen, sondern dass Patienten diese unkoordiniert wahrnähmen. Das Nachsehen hätten damit Patienten, die dringend einen Facharzt bräuchten.

Weg vom “Quartalswahnsinn”!

Die Hausärztinnen und Hausärzte identifizierten aber auch Lösungen: Die Versorgung müsse besser strukturiert werden, betonte Beier. Dazu solle auch die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) weiterentwickelt werden.

Insgesamt müsse man im System weg vom “Quartalswahnsinn”, mehr Jahrespauschalen machten Zeit frei für Koordination. Seine erste Stellvertreterin Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth fügte an, dass der Teamgedanke – also die Einbindung qualifizierten Personals – gestärkt und die Qualifizierung in der HZV finanziert werden müsse.

Die Zusammenarbeit zwischen den Fachgruppen würde ebenso erleichtert, wenn Deutschland digital besser aufgestellt wäre, betonte Ulrich Weigeldt, Ehrenvorsitzender des Verbandes. “Anmeldebögen sind nur nötig, weil die Praxen die Daten nicht elektronisch austauschen können.” Hier müsse die Gematik vorankommen.

Strukturierte Überweisung abstimmen

Ein weiterer Ansatz: “Ich behandle die meisten Patienten selbst. So muss ich solche Fragebögen nur für einen pro Quartal ausfüllen”, sagte Dr. Sandra Blumenthal aus Berlin. Dr. Günther Egidi aus Bremen erzählte, er stelle inzwischen viele Rheuma-Diagnosen und beginne mit der Basistherapie. So müsse er erst bei spezielleren Fragen die Rheumatologen konsultieren.

Können Überweisungen neu definiert werden? Das schlug Prof. Erika Baum von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) vor: “Die Fachgesellschaften sollten die Inhalte für eine `strukturierte Überweisung´ ausarbeiten”, damit nicht jede Praxis ihre eigenen Kriterien erarbeite.

Nicht zuletzt brauche es nach wie vor deutlich mehr Hausärztinnen und Hausärzte. Neben den Fachärzten für Allgemeinmedizin seien die hausärztlichen Internisten eine unverzichtbare Säule zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung.

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