Der “Gesetzes-Tsunami” führt auch zu viel Unfug in der Gesundheitsversorgung, kritisierten Hausärzte wie Politiker beim Bayerischen Hausärztetag Mitte Mai in Regensburg. Dr. Markus Beier, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands, warnte, die Terminservicestellen (TSS) förderten die ungesteuerte Inanspruchnahme von Ärzten. Zweitens würde für Spezialisten die Behandlung von TSS-Patienten besser honoriert. “Womöglich sinkt dadurch der Anreiz, von Hausärzten dringend überwiesene Patienten zu betreuen”, fürchtete Beier. Die TSS könnten also die ungleiche Behandlung von Patienten verstärken – genauso wie die Terminknappheit für Patienten, die dringend einen Facharzt sehen müssten. Gerade die chronisch Kranken könnten das Nachsehen haben.
Zudem kostet der Ausbau der TSS die Ärzte viel Geld: Allein in Bayern seien 20 Millionen Euro nötig, schätzt die KV Bayerns laut Verbands-Vize Dr. Petra Reis-Berkowicz. Dieses Geld käme den Patienten mehr zugute, wenn die Inanspruchnahme besser koordiniert würde wie in der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV), betonte Beier. “Das Gesundheitswesen braucht mehr Steuerung und nicht mehr Dirigismus.”
Ebenso bemängelte er Teile des Faire-Kassenwahl- Gesetzes (FKG). “Wenn unsere Diagnosen für Kassen weniger wert sind als die von Spezialisten, ist das eine Missachtung unserer Tätigkeit”, erklärte Beier. Zudem warnte er davor, regionale Kassen bundesweit zu öffnen (“Der Hausarzt” 10/19). Dem pflichtete Landesgesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) bei. “Wir als Länder hätten keine Aufsicht mehr”, schrittweise sei man damit auf dem Weg zur “Einheitskasse.” Dabei bestehe die Gefahr, dass regionale Besonderheiten in der Versorgung nicht mehr abgebildet würden. Auch sie kritisierte die zunehmende “Zentralisierung” durch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). “Was wir in den letzten Jahren auf den Weg gebracht haben, darf aus Berlin nicht zerrüttet werden.”
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