Regresse seien die Hauptursache des Hausärztemangels, stressten Kollegen und schreckten den Nachwuchs ab. Das betonte der Vorsitzende des Hausärzteverbands Hessen, Armin Beck, während des hessischen Hausärztetags im April. Der Regress sei das “größte Bürokratiemonster in der freien Niederlassung”, kritisierte er dort. Neben dem Verfahren an sich sei vor allem die bei einem Regressverfahren nötige Rechtfertigungsarbeit ein Problem. Die erhebliche Mehrarbeit bei einer von Krankenkassen beantragten Überprüfung müsse daher voll vergütet werden, forderte Beck.
Beck berichtete von einem eigenen Verfahren aus 2015, als er wegen zu vielen Physiotherapie-Verordnungen 45.000 Euro zahlen sollte. Er habe für seine Begründung mehr als 500 Verordnungen aus vier Jahren prüfen müssen. “Das waren vier Wochen zusätzliche Arbeitszeit.” Am Ende des Verfahrens seien seine Verordnungen berechtigt gewesen. Mehr als 90 Prozent aller Regressverfahren werden nach Angaben des Landesverbands eingestellt.
Positive Nachrichten konnte der Vorstand jedoch in Sachen Hausarztzentrierter Versorgung (HZV) verkünden: Waren 2017 im Land noch gut 200.000 Versicherte in sieben Verträgen eingeschrieben, sind es aktuell fast 300.000 in acht Verträgen. Gleichzeitig gebe es noch Luft nach oben, so Beck: Denn mittlerweile nimmt zwar fast jeder dritte Hausarzt im Land (32 Prozent) an den Programmen teil – damit belegt Hessen im bundesweiten Vergleich einen Spitzenplatz nach Baden-Württemberg, Bayern (jeweils rund 48 Prozent) und Westfalen-Lippe (33 Prozent). Gleichzeitig machen HZV-Versicherte in Hessen aber nur rund sechs Prozent aller Patienten aus. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg sind es rund 25, in Bayern immerhin zehn Prozent.