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Frühjahrstagung des Deutschen HausärzteverbandesWie die Politik jetzt den Impf-Herbst vorbereiten muss

Der Krieg in der Ukraine, die Pandemie, marode Kassenfinanzen, an MVZ interessierte Investoren: Den Hausärztinnen und Hausärzten brennen aktuell viele Themen unter den Nägeln. Das haben sie nun bei ihrer Frühjahrstagung deutlich gemacht - und wichtige Forderungen für ihren Praxisalltag formuliert.

Der Bundesvorstand des Deutschen Hausärzteverbandes bei der Frühjahrstagung in Hannover.

Hannover. Auch wenn der Krieg in der Ukraine die Berichterstattung über die Corona-Pandemie in den Hintergrund drängt, sind die Hausärztinnen und Hausärzte nach wie vor stark damit beschäftigt, Corona-Patienten zu versorgen. Unverständlich findet Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, vor diesem Hintergrund, dass es nach gut zwei Jahren der Pandemie noch immer keine Daten zum Infektionsgeschehen in Deutschland gebe. Valide Kohortenstudien müssten dringend gestartet werden.

„Wir sehen hier bisher sehr wenig Engagement der Politik, dieses so entscheidende Problem anzupacken und sich so auf den Herbst 2022 vorzubereiten“, kritisierte Weigeldt bei der Frühjahrstagung des Deutschen Hausärzteverbandes am Freitag (6. Mai).

Essenziell im Praxisalltag: Für den kommenden Herbst müsse den Praxen genügend Impfstoff – und zwar sowohl gegen Covid als auch gegen Grippe – zur Verfügung gestellt werden, mahnte Weigeldt. Die knapp 120 Delegierten, die aktuell in Hannover tagen, unterstrichen dies in einem mit großer Mehrheit verabschiedeten Antrag.

Impfstoff idealerweise in Einzeldosen

Darin wird neben der flächendeckenden Verfügbarkeit auch angemahnt, dass der Impfstoff möglichst in Einzeldosen zur Verfügung gestellt werden sollte, “um Impflogistik und Terminkoordination deutlich zu vereinfachen”. Bestenfalls sollte er als Kombi-Präparat gemeinsam mit dem Grippe-Impfstoff zur Verfügung gestellt werden, sofern technisch möglich.

Für Gesprächsbedarf sorgte dabei die Frage, wie die Impfung gegen das Coronavirus in die Regelversorgung überführt werden könnte. “Die Dokumentation und Meldepflichten der Corona-Schutzimpfung müssen in die Regelversorgung überführt werden und dürfen keinen zusätzlichen Aufwand auslösen”, heißt es zwar in dem nach Diskussion beschlossenen Antrag. Doch: Da der Aufwand, der im Herbst auf die Praxen zukommen wird, noch unklar sei, stimmten die Delegierten dem Antrag unter der Auflage zu, dass unter anderem die Problematik der angemessenen Honorierung noch geklärt werden müsse.

Es könnte zum Beispiel die Einschränkung gelten, dass der Eingang in die Regelversorgung erst nach Ende der pandemischen Lage bzw. nach Eintritt in eine endemische Lage erfolgen sollte.

Hohe hausärztliche Expertise bleibt ungenutzt

Da Covid-Patienten größtenteils in Hausarztpraxen versorgt werden, ist die Expertise der Hausärztinnen und Hausärzte hoch. Dass deren Wissen nicht – etwa durch Aufnahme des DEGAM-Präsidenten in den Expertenrat der Bundesregierung – von der Gesundheitspolitik gefragt oder genutzt wird, sei immer wieder zu beobachten, erklärte Weigeldt in seinem die Frühjahrstagung traditionell eröffnenden Bericht zur Lage.

In der „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ seien beispielsweise nur Klinikärzte aufgenommen worden und kein einziger niedergelassener Arzt. Und dies, obwohl hier zum Beispiel über die Ambulantisierung von bisher stationär erbrachten Leistungen entschieden werden soll. Auch das Entlassmanagement würde diskutiert, ein Thema, das für Hausarztpraxen täglich Brot und von immenser Bedeutung sei.

Kassenminus als “Mammutaufgabe”

Das Defizit der Krankenkassen in Höhe von etwa 20 Milliarden Euro bezeichnete Weigeldt als eine „nicht zu unterschätzende Mammutaufgabe“.  Dabei reiche es nicht aus, kurzfristig Löcher zu stopfen, sondern langfristig wirkende Strukturanpassungen – zum Beispiel durch ein Hinterfragen der hohen Anzahl an Kliniken oder der Förderung der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) – seien nötig.

Ökonomisierung in der Medizin sei zunächst nichts Schlechtes, meinte Weigeldt. Wenn allerdings die Rendite über dem Patientenwohl steht, sei das nicht hinnehmbar. In Krankenhäusern erlebten es die Ärztinnen und Ärzte täglich, dass nicht nur medizinische Kriterien, sondern mehr und mehr DRG-getriebene Maßgaben ins Spiel kommen und nicht selten den Ton angeben würden.

Im ambulanten Sektor zeige sich das Problem bei investorenbetriebenen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). „Wir müssen uns mit diesen Problemen intensiv auseinandersetzen, da es für den hausärztlichen Nachwuchs von großer Bedeutung werden wird“, so Weigeldt. Schließlich wünsche sich die junge Generation kooperative Formen der Berufsausübung. In MVZ könnten eine Anstellung und klare Arbeitszeiten oft eher gewährt werden. Allerdings dürften nicht Controller das Sagen haben, warnte Weigeldt.

Aufgabe sei also, einerseits eine zunehmende Kommerzialisierung der Medizin zu verhindern, andererseits aber Wege zu finden, den Bedürfnissen des Nachwuchses nachzukommen. „ Wir sollten auch ruhig über die Vorteile der Niederlassung, beispielsweise in Gemeinschaftspraxen, sprechen. Damit lassen sich flexible Lebensplanung und weitgehende medizinische Unabhängigkeit gut verwirklichen“, fügte Weigeldt hinzu.

Forderung nach MFA-Bonus erneuert

Auch die Medizinischen Fachangestellten (MFA) und Versorgungsassistenzen in den Hausarztpraxen (VERAH) dürften bei all dem nicht vergessen werden, erinnerte Weigeldt. Ohne sie könnten die Hausärztinnen und Hausärzte die Patientenversorgung nicht stemmen. Weigeldt bedauerte, dass die Arbeit der MFA und VERAH nicht mit einem Bonus oder der Möglichkeit einer steuerfreien Zuwendung von der Regierung gewürdigt wurden.

Dabei hänge die Zukunft der Praxen von qualifizierten Mitarbeitenden ab. Ein zentrales Anliegen der Hausärzte bei der aktuellen Gesetzgebung sei deshalb nach wie vor, dass den durch die Corona-Pandemie besonders belasteten MFA eine für sie steuerfreie Prämie zahlen zu können. Leider gebe es offenbar noch Gegenwind aus der FDP.

Mittlerweile hätten bereits 15.000 MFA die Ausbildung zur VERAH abgeschlossen. Das sei aber noch nicht das Ende. Seit diesem Jahr sei gemeinsam mit der Fachhochschule FOM ein Bachelorstudium auf den Weg gebracht, mit dem VERAH eine weitere Qualifizierungsstufe erreichen könnten. Damit seien die Weichen gestellt, um immer mehr dem Team-Gedanken folgend unter hausärztlicher Supervision eigenständig tätige MFA an der Patientenversorgung zu beteiligen.

Dank für Einsatz bei Flüchtlingsversorgung

Weigeldt dankte in seinem Bericht zur Lage darüber hinaus den Hausärztinnen und Hausärzten für ihren Einsatz bei der Versorgung der ukrainischen Flüchtlinge: „Viele Kolleginnen und Kollegen haben nicht auf Honorarvereinbarungen gewartet, sondern einfach geholfen, wo es ging. Vielen Dank dafür!“

Damit die Versorgung weiterhin gut und bürokratiearm funktioniere, sollten alle Flüchtlinge aus der Ukraine mit einer elektronischen Gesundheitskarte ausgestattet werden.

Dies müsse “schnell und bundeseinheitlich” umgesetzt werden, betonten die Delegierten im Anschluss an Weigeldts Bericht in einem mit großer Mehrheit gefassten Beschluss. Es dürften keine komplizierten Vorgaben oder gar Begründungspflichten für Hausärztinnen und Hausärzte geschaffen werden.

(Mitarbeit jas)

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