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Neue GesetzespläneScharfe Kritik an Lauterbachs „Apotheken-Vorsorge“

Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) hat angekündigt, dass künftig auch Apotheken Vorsorgen zu Bluthochdruck, Diabetes und Co. machen sollen. Ein „absurder“ und "unausgegorener" Plan, weist der Hausärztinnen- und Hausärzteverband den Plan zurück. Denn das angekündigte Gesetz könnte Hausarztpraxen empfindlich treffen.

Blutdruckmessung in der Apotheke? Dass junge Menschen künftig gezielt ein Screening in der Apotheke angeboten bekommen sollen, stößt nicht nur bei Hausärztinnen und Hausärzten auf deutliche Kritik.

Berlin. Dass Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) künftig Vorsorgeuntersuchungen in Apotheken ermöglichen will, stößt bei Ärztinnen und Ärzten auf scharfe Kritik. Die Pläne seien „vollkommen absurd“ und „aus medizinisch-fachlicher Sicht vollkommen unausgegoren“, kritisierte Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, am Montag (16. Oktober).

Das Vorgehen sei nicht zuletzt „sprunghaft und undurchdacht“, da die Zersplitterung der Versorgung damit weiter befeuert würde.

Auch Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), wies die Pläne deutlich zurück. Apotheken seien keine “Arztpraxen to go”, so Reinhardt.

Drei neue Screenings vorgesehen

Lauterbach hatte am Wochenende angekündigt, Vorsorgeuntersuchungen zu Bluthochdruck, Cholesterin und Diabetes auch in Apotheken ermöglichen zu wollen. „Damit würden wir gerade für junge Menschen die Hemmschwelle senken, sich durchchecken zu lassen“, sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (14. Oktober). Viele Jüngere hätten noch keinen Hausarzt.

Ein Gesetz solle daher Apotheken miteinbeziehen und diesen das Angebot zusätzlicher Leistungen ermöglichen, für die sie dann auch honoriert würden.

Konkret sollen die Krankenkassen den Altersgruppen der 25-, 35- und 50-Jährigen einmalig einen “Voucher” schicken, mit dem sie in die Apotheke gehen können, um die vorgesehenen Untersuchungen zu machen. “Sind die Werte auffällig, dann geht der Patient mit den Werten aus der Apotheke und dem Voucher zum Hausarzt”, sagte Lauterbach.

Hausarztpraxen extrem betroffen

Für Hausarztpraxen könnte das eine neue Flut unstrukturierter Anfragen bedeuten: Einerseits sollen sie alternative Anlaufstelle für die drei neuen „Screenings“ im Erwachsenenalter werden, andererseits würden Rückfragen zu einzelnen erhöhten Laborparametern in ihren Praxen aufschlagen. Folge des geplanten Gesetzes sei eine “hohe Zahl auffälliger Befunde, die dann wiederum für viel Verunsicherung und Andrang in den Praxen sorgen”, sieht auch Hausärzte-Chef Beier.

„Die Werte, die wir etwa bei Vorsorgeuntersuchungen messen, dürfen nicht isoliert betrachtet werden“, erinnert er beispielsweise an veränderte Blutzuckerwerte je nach zuvor eingenommener Nahrung. „Nur im Zusammenhang mit einer einhergehenden ärztlichen Untersuchung und der Kenntnis der Krankheitsgeschichte der Patientin oder des Patienten ergeben sie Sinn.“

Dass die Politik Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder auch Herz-Kreislauferkrankungen den Kampf ansagt, sei richtig. Eine weitere „Light-Anlaufstelle“ für Menschen löse die vorhandenen Probleme jedoch nicht, so Beier.

“Jegliche Steuerungsfunktion geht verloren”

Im Gegenteil, wird auch Kritik in Hessen laut: „Sollten die Pläne umgesetzt werden, wird das Gesundheitssystem immer weiter zersplittert. So geht jegliche Steuerungsfunktion verloren“, sagt Christian Sommerbrodt, erster Vorsitzender des Hausärzteverbandes Hessen.

Teure Parallelangebote wie die Gesundheitskioske oder Früherkennungsuntersuchungen in Apotheken könnten einen Besuch beim Arzt und eine ärztliche Beratung zur Vorsorge nicht ersetzen, betonte Sommerbrodt. Dass die Gesundheitspolitik seit Jahren “systematisch medizinische Leistungen aus der ärztlichen Versorgung in die Apotheken verlagere”, sei ein “Unding”.

Auch die Bundesärztekammer (BÄK) hat sich gegen den Plan von Lauterbach ausgesprochen. Apotheken seien von großer Bedeutung für die qualifizierte Versorgung mit Arzneimitteln. Medizinische Leistungen hierhin zu verlegen, seien jedoch bloß “teure Parallelangebote, die einen Besuch beim Arzt und die ärztliche Präventionsberatung niemals ersetzen können”.

 

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