Der Hausärzteverband Brandenburg wird Mitglied des Deutschen Hausärzteverbands. Damit besteht er neben dem bereits im Bundesverband vertretenen Hausärzteverband Berlin-Brandenburg als einer von 18 Landesverbänden. Die möglicherweise in der Außenwirkung verwirrende Namensdopplung soll zeitnah thematisiert werden. Das haben die Delegierten des Deutschen Hausärzteverbands bei ihrer digitalen Versammlung am Freitag (16. April) mit 80 Ja-Stimmen, 13 Gegenstimmen sowie zwölf Enthaltungen beschlossen.
Zahlreiche Landesverbände gratulierten nach der Abstimmung im Chat des digitalen Sitzungsraums.
„Zurück in der Familie“
Für Karin Harre, Vorsitzende des Hausärzteverbands Brandenburg, bedeutet das in der Delegiertenversammlung hitzig diskutierte Votum, „jetzt wieder zur Familie zu gehören“. Sie selber habe das erneute Zusammenwachsen forciert, etwa durch die Mitgliedschaft im Institut für hausärztliche Fortbildung im Deutschen Hausärzteverband (IHF) oder als Mitglied des Forums Hausärztinnen.
Seit elf Jahren bestehen die beiden fast namensgleichen Verbände, der Hausärzteverband Berlin-Brandenburg sowie der Hausärzteverband Brandenburg, nebeneinander. Die Abspaltung sei damals in der Hausarztzentrierten Versorgung (HVZ) begründet gewesen, die man in Brandenburg nicht habe unterstützen wollen, skizzierte Dr. Wolfgang Kreischer, Vorsitzender des Hausärzteverbands Berlin-Brandenburg, die historische Konfliktlinie. Nach Jahren des „abgerissenen Gesprächsfadens“ sei nun in den vergangenen Jahren wieder eine Gesprächsbasis da gewesen. Über einen HZV-Vertrag mit der Techniker Kasse bestehe auch ein Kooperationsvertrag mit dem „Schwesternverband“, so Kreischer – zu anderen HZV-Verträgen jedoch weiterhin nicht.
Berlin-Brandenburg droht Austritt an
Einer Aufnahme des Hausärzteverbands Brandenburg zeigte sich Kreischer prinzipiell zwar nicht abgeneigt gegenüber – deutlich jedoch wies er, auch aufgrund eines Votums seiner Landesdelegierten, den Zeitpunkt zurück. Zur Herbsttagung 2021, nach entsprechend stattgefundenen Gesprächen, würde er der Aufnahme zustimmen können. Aktuell jedoch sei der Unmut unter „seinen“ Mitglieder groß: Unter der aktuellen Beschlusslage seines Landesverbandes müsse er auf der nächsten Delegiertenversammlung den Antrag stellen, aus dem Bundesverband auszutreten. Kolleginnen und Kollegen kritisierten dies am Freitag als “Erpressung”.
Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands, hofft, dass sich am Stimmungsbild in der Hauptstadt noch etwas ändern könnte. Aus Sicht eines Bundesverbands habe das regionale Namensproblem nicht Priorität, machte er schon im Vorfeld der Debatte deutlich. “Wir möchten allen Hausärztinnen und Hausärzten in Deutschland die Gelegenheit geben, mit dem Deutschen Hausärzteverband zusammenzuarbeiten.” In der Tat müsse die Namensgebung aber zeitnah, bis zum Herbst, geklärt werden. Dies sei allerdings “wesentlich einfacher, wenn sich beide im gleichen Status befinden”.
Dem pflichteten in der Debatte zahlreiche Landesverbandschefs bei. Dipl.-Med. Ingrid Dänschel, Mitglied des Bundesvorstands, plädierte in einem gelobten Wortbeitrag für die Aufnahme. Sie selber kenne Brandenburg gut, als Flächenland sei die hausärztliche Versorgung gerade hier eine Herausforderung. “Ausgerechnet hier einen weißen Fleck zu haben, wäre für den Deutschen Hausärzteverband nicht gut.”
2/3-Mehrheit war nötig
Ein Aufnahmeantrag einzelner Gruppen für den Deutschen Hausärzteverband wird zuerst beim Geschäftsführenden Vorstand vorgelegt. Nach dessen Prüfung liegt die Entscheidung bei den Delegierten, wie Verbandschef Weigeldt erklärte. Für eine Aufnahme ist ein 2/3-Quorum nötig.