Unlängst wurde ich von einem Medizinstudierenden gefragt, ob die Zeit für Verbände nicht bald vorbei sei. Erscheinen unsere heutigen Herausforderungen nicht mehr dringlich genug, um Engagement in der Berufspolitik als so selbstverständlich wahrzunehmen wie früher?
Sicherlich, wir haben in den vergangenen Jahrzehnten viel erreicht: Wir haben ein in Aus- und Weiterbildung fest etabliertes Berufsbild. Die Honorierung unserer Leistungen hat sich insbesondere durch die HZV signifikant verbessert. Unsere Kämpfe mit der Selbstverwaltung tragen zumeist Früchte.
Längst ist aber noch nicht alles gut. Gerade in strukturschwachen Regionen suchen viele händeringend nach hausärztlichem Nachwuchs. Wir erleben immer häufiger den Versuch, in unseren freien Beruf einzugreifen. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen scheint bisher eher zu mehr als zu weniger Arbeit zu führen… (Link)
Auch die Pandemie hat gezeigt: Die Hausärzteschaft braucht eine starke Stimme, die lautstark ihre Position in der Öffentlichkeit vertritt. Nie zuvor hatten wir so viele Medienanfragen – auch, weil viele erkannt haben: Ohne die hausärztliche Versorgung geht es nicht! Dennoch scheint das leider in der Politik noch nicht überall angekommen zu sein.
An Arbeit fehlt es also nicht. Kann ich mit diesem Argument junge Medizinstudierende vom Verbandswesen überzeugen? Nur zum Teil. Aber unser Verband ist nicht nur Kämpfer für die Rechte der Hausärzteschaft. Unser Verband bietet die Möglichkeit, kreativ mitzugestalten, eine helfende Hand auf dem Weg in den Hausarztberuf, einen Anlass, immer wieder mitzudiskutieren, eine Möglichkeit, als Gruppe gemeinsam zu sprechen!
Mit kollegialen Grüßen
Ulrich Weigeldt
Bundesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband e. V.