Amsterdam. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat am Montag (21.12.) wie erwartet grünes Licht für die Zulassung des ersten Corona-Impfstoffs in der EU gegeben. Die bedingte Marktzulassung des Präparates der Mainzer Firma Biontech und des US-Arzneiherstellers Pfizer sei ein “Meilenstein”, sagte die EMA.
Am Montagabend erteilte auch die EU-Kommission ihre Zustimmung. Damit steht dem Beginn der Impfungen nichts mehr im Weg. Hausarztpraxen sind damit derzeit vermehrt in der Aufklärung gefordert, machte Bundesvorsitzender Ulrich Weigeldt am Mittwoch (23.12.) gegenüber dem Nachrichtendienst epd deutlich.
Viele Menschen seien verunsichert, schildert er Rückmeldungen aus Praxen. Hausärztinnen und Hausärzte klärten über den aktuellen Wissensstand zur Impfung auf und versuchten so, die Bereitschaft zur Impfung zu fördern. “Der neue Impfstoff ist sicher, und er schützt in einem hohen Maße vor Erkrankung”, sagte Weigeldt, ob dadurch jedoch auch die Ansteckung verhindert werde, könne man bisher noch nicht sagen.
Aus seiner Sicht sei es daher wichtig, dass sich jeder auch gegen die Impfung entscheiden kann. Niemandem dürfte deswegen die Behandlung bei einer Infektion versagt werden. “An einer Entsolidarisierung der Gesellschaft, wie sie derzeit von einzelnen Virologen und sogar Mitgliedern des Deutschen Ethikrats medial propagiert wird, beteiligen wir Hausärztinnen und Hausärzte uns nicht”, betont der Hausärztechef.
Erste Impfungen nach Weihnachten
Die ersten Menschen sollen in Deutschland bereits am 27. Dezember geimpft werden. “Das ist wirklich eine historische wissenschaftliche Leistung”, sagte EMA-Direktorin Emer Cooke.
In Deutschland müssen die Impfchargen nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) noch vom zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) geprüft, freigegeben und schließlich ausgeliefert werden. Das PEI hat bereits am Freitag (18.12.) mit der Kontrolle der ersten Chargen begonnen.
Über 80-Jährige sind als erste dran
Dann sollen zunächst die über 80-Jährigen, Personal und Bewohner von Pflegeheimen sowie auch Gesundheitspersonal mit sehr hohem Infektionsrisiko geimpft werden. Der Impfstoff ist bereits unter anderem in Großbritannien, den USA und Kanada zugelassen. Er hat nach Angaben der Hersteller Pfizer und Biontech eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent und wird für Personen ab 16 Jahren empfohlen.
Die Experten der EMA hatten bereits seit Wochen die Daten und Resultate der klinischen Tests der Hersteller geprüft. Bei einer bedingten Zulassung ist der Hersteller verpflichtet, auch danach noch Daten etwa zur Langzeitwirkung an die EMA zu übermitteln. Auch Angaben zu möglichen Nebenwirkungen werden weiterhin geprüft.
Folgt im Januar der nächste Impfstoff?
Voraussichtlich am 6. Januar will die EMA auch den Weg frei machen für die Zulassung des zweiten Impfstoffes, dem Präparat vom US-Konzern Moderna.
“Der Hausarzt” hat eine Übersicht zu den Impfprinzipien und verschiedenen Corona-Impfstoffen zusammengestellt. Diese enthält auch praktische Link-Tipps zu Aufklärungsmaterialien für Ärztinnen und Ärzte.
Unterdessen haben sich die meisten EU-Staaten, darunter auch Deutschland, am vergangenen Wochenende gegen eine Mutation von SARS-CoV-2 abgeschottet, die derzeit vor allem in Großbritannien und Südafrika kursiert. In Deutschland liegen hierzu bisher kaum Erkenntnisse vor.
Ersten Einschätzungen von Virologen zufolge soll diese Mutation wohl deutlich ansteckender, aber nicht gefährlicher sein als die bisherige Variante von SARS-CoV-2. Die Experten sind daher der Meinung, dass die Corona-Impfungen auch vor dieser Mutation schützen können.
Quelle: dpa