Beharrlichkeit ist eine Tugend. Nicht nur entstehen dank ihr mitunter Traditionen – so wie das berufspolitische Oktoberfest des Deutschen Hausärzteverbands auf der practica in Bad Orb, bei dem sich die Führungsriege jedes Jahr den Fragen der Hausärzte stellt. Beharrlichkeit ist auch in der Berufspolitik gefragt – etwa beim Terminvergabe- und Versorgungsgesetz (TSVG).
“Hier sehen wir noch deutlichen Nachbesserungsbedarf”, betonte Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands. Teils habe sich die Ausdauer bereits ausgezahlt: So ist die ursprünglich vorgesehene verpflichtende offene Sprechstunde für Hausärzte aus dem Gesetzentwurf rausgefallen.
“Hausärzte haben ohnehin immer offene Sprechstunde.” Geschraubt werden müsse jedoch weiter an der angedachten Vergütung: “Wir Hausärzte dürfen da nicht in die Röhre schauen”, machte Weigeldt klar.
Ein weiteres Thema, das die Verbandsmitglieder neben dem TSVG aktuell bewege, sei das Dispensierrecht (s. S. 7). Gerade mit Blick auf die ländliche Versorgung könnte es ein Ansatz sein, wenn auch Hausärzte unter bestimmten Bedingungen Arzneien abgeben dürfen. “Der konstruktive Dialog mit den Apotheken ist uns dabei sehr wichtig”, so Weigeldt. “Vor Ort wird dieser bereits erfolgreich gelebt.”
Absage an europäischen “Ärzteklau”
Dass sich Ausdauer auszahlt, zeige sich mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung, waren sich Podium und Gäste einig. “Der Abwärtstrend ist gestoppt”, lobte Hausärzteverbands-Geschäftsführer Robert Festersen. Die Zahl der Weiterbildungsassistenten in der Allgemeinmedizin steige um rund zehn Prozent pro Jahr. “Die Allgemeinmedizin hat stark an Attraktivität gewonnen.”
Ruben Bernau und Timo Schumacher, die sich im Verband für die Aus- und Weiterbildung starkmachen, lobten dabei die Rolle der Kompetenzzentren Weiterbildung Allgemeinmedizin.
Einigkeit herrschte, dass der Bedarf an Hausärzten nicht durch “Ärzteklau” aus Nachbarländern gedeckt werden dürfe. “Wir müssen unsere eigenen Leute weiterbilden”, sagte Armin Beck, Vorsitzender des hessischen Hausärzteverbands. Darüber hinaus sei es weiter nötig, beharrlich für ein Ende der Regresse einzutreten.