Beim 15. Nordrheinischen Hausärztetag am 30. April 2016 in Köln stand die Zukunft der Gesundheitsversorgung in der Region im Mittelpunkt. Dabei ging es nicht nur um Lösungswege, wie man die Flüchtlingsversorgung organisiert, man hatte auch etwas Neues für den ärztlichen Nachwuchs im Gepäck.
Schon mehrfach zeichnete der Hausärzteverband Nordrhein e.V. Vereine, Organisationen, Gruppen oder Personen für erfolgreiche Aktionen und damit verbundenes gesellschaftliches Engagement mit dem Innovationspreis aus. In diesem Jahr wurde der Preis an die "Aktion Neue Nachbarn" verliehen, die vom Erzbistum Köln im November 2014 ins Leben gerufen wurde. Dr. Dirk Mecking, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein, überreichte den Preis in Form eines Schecks in Höhe von 1.000 Euro an den Vorsitzenden des Diözesan-Caritasverbandes, Weihbischof Ansgar Puff. In der Begründung heißt es, der Preis gehe an diese Aktion, da sie Vielfalt und direkte Hilfe biete, ehren- und hauptamtliches Engagement ineinandergreifen und Ideen schnell und unbürokratisch umgesetzt werden. Die Besonderheit sieht der Hausärzteverband vor allem in der Zielsetzung, dass Flüchtlinge und Einheimische gemeinsam aktiv sind.
Passend im Anschluss die Podiumsdiskussion mit dem Thema "Flüchtlinge 2016". Karl Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender der Geschäftsführung des Malteser Hilfsdienstes berichtete ebenso von seinen Erfahrungen wie Dr. Anne Bunte, Leiterin des Gesundheitsamtes der Stadt Köln und Horst-Heinrich Gerbrand, Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes Nordrhein-Westfalen. Für die Hausärzte war Dr. Dirk Mecking auf dem Podium, Dr. Oliver Funken, stellvertretender Vorsitzende des Hausärzteverbandes, leitete die Diskussion. Trotz sinkender Flüchtlingszahlen sei es wichtig, die Versorgungsprobleme weiter im Blick zu behalten, so Funken. Bisher habe man nur die Spitze des Eisbergs gesehen. Es seien beispielsweise Krankheitsbilder besonders bei Flüchtlingen aus Afrika zu erwarten, die hier bislang nicht zum ärztlichen Alltag gehörten. Darauf müsse man sich vorbereiten.
Dafür habe man beim Hausärzteverband begonnen, Listen mit den zu erwartenden Krankheiten zu erarbeiten, die über Qualitätszirkel oder Fortbildungen an die Kollegen übermittelt werden sollen. Auch kulturelle Unterschiede sollen dort vermittelt werden. Das sei sehr wichtig, ergänzte Dr. Dirk Mecking. Für ihn ist Flüchtlingsversorgung Basisversorgung und damit klar Aufgabe der Hausärzte. Allerdings brauche es dringend eine Regelung zur Dokumentation, das erleichtere nachfolgend behandelnden Ärzten die Arbeit erheblich und diene auch der Sicherheit der Flüchtlinge, forderte er.
Die derzeitigen Rahmenbedingungen reichen einfach nicht aus. Einig waren sich die Diskutanten darüber, dass es gelte, Barrieren für Qualifikationen abzubauen, ohne diese jedoch z.B. im medizinischen Bereich zu verwässern. Auch deutsche Sprachkenntnisse müsse man, so der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, Gerbrand "fordern dürfen und fördern." Eine Integration erfolge am leichtesten über den Bereich der Arbeit. Eine Sonderbehandlung für Flüchtlinge, auch im Bereich der Dokumentation von Erkrankungen und deren Behandlung, lehnten Anne Bunte und Karl Prinz zu Löwenstein jedoch ab.
Mentorenprojekt gestartet
Für die jungen Ärztinnen und Ärzte, die erwägen, sich in Nordrhein als Hausärzte niederzulassen, hat der Hausärzteverband Nordrhein jetzt ein Mentorenprogramm gestartet. Der Verband möchte so einen weiteren Beitrag dazu leisten, die Zahl der Niederlassungen bei den hausärztlichen Praxen zu sichern und zu erhöhen. Gleichzeitig will der Haus-ärzteverband Nordrhein jungen Kolleginnen und Kollegen aber konkrete Hilfestellung leisten und beispielsweise auf das verworrene kassenärztliche Versorgungs- und Abrechnungssystem vorbereiten oder in Fragen rund um die Gründung einer Hausarztpraxis mit Rat zur Seite zu stehen. Die Mentoren sind erfahrene niedergelassene Allgemeinmediziner. Sie werden auf ihre berufsständischen Beratungsaufgaben in Seminaren, beispielsweise in Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank vorbereitet. Das erste Seminar dieser Art fand auf dem diesjährigen Hausärztetag statt.