In ersten Reaktionen haben Ärztevertreter das gesundheitspolitische Kapitel des Koalitionsvertrages in weiten Teilen gelobt. Zwar wiesen Berufsverbände und politische Akteure wiederholt auf das ausstehende Votum der SPD-Mitglieder hin, nichtsdestotrotz zeichnete die erste Bewertung ein deutliches Bild.
Dass Union und SPD die hausärztliche Versorgung und die "sprechende Medizin" besser vergüten wollen, wertete Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, als "richtiges und wichtiges Signal". "Das deckt sich mit dem gesellschaftlichen Bedarf." Bei der konkreten Ausgestaltung bot er in einer ersten Reaktion konstruktive Mitarbeit an. Auch dass die potenziellen Koalitionäre die allgemeinmedizinische Weiterbildung fördern wollen und die Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020 bekräftigen, lobte Weigeldt. Die geplante Erhöhung des Mindestsprechstundenangebots auf 25 Stunden hingegen "wäre ein unnötiges bürokratisches Regularium und ein negatives Signal für den hausärztlichen Nachwuchs".
Auch Professor Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), lobte unter anderem die Förderung von Landärzten sowie Maßnahmen zur Nachwuchssicherung. So ist im Koalitionsvertrag ausdrücklich eine Erhöhung der Medizinstudienplätze angesprochen.
Das Einsetzen einer Kommission zur Honorarfrage wertet Montgomery als "vernünftig". In der Tat zeigten sich viele Ärztevertreter erleichtert, dass die Bürgerversicherung keinen Einzug in den Koalitionsvertrag gefunden hat, während aus den politischen Lagern von SPD und Grünen enttäuschte Stimmen laut wurden. Zahlreiche Verbände hatten sich während der Verhandlungen wiederholt gegen eine Vereinheitlichung der ärztlichen Abrechnungssysteme EBM und GOÄ ausgesprochen. Die nun angedachte Lösung verschaffe die "Möglichkeit, sich noch einmal eingehend mit den verfassungsrechtlichen Voraussetzungen für ein modernes Vergütungssystem wie auch den möglichen strukturellen und finanziellen Verwerfungen auseinanderzusetzen", wertete Montgomery.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wollte sich inhaltlich zur gesundheitspolitischen Agenda erst äußern, wenn die SPD-Mitglieder zugestimmt haben. Die KBV sieht sich aber mit ihrem Konzept "KBV 2020" gut für die kommenden Aufgaben aufgestellt.
Lob für den Koalitionsvertrag gab es auch von Kassenseite – insbesondere für die geplante Weiterentwicklung der sektorübergreifenden Versorgung.