Es wäre eine neue Strategie zum Abnehmen: Forscher haben entdeckt, dass Nervenzellen des sympathischen Nervensystems weißes Fettgewebe durchziehen. Blaues Licht regte die Neuronen bei gentechnisch veränderten Mäusen an, sodass sie Noradrenalin freisetzten. Infolgedessen verstärkte sich die Spaltung der Fettzellen. Die gezielte Aktivierung solcher Nervenzellen im Fettgewebe könnte sich als völlig neuartige Therapie gegen Fettleibigkeit eignen, berichten portugiesisch-amerikanische Forscher in „Cell“ (doi: 10.1016/j.cell.2015.08.055).
„Unsere Ergebnisse eröffnen neue Wege zur Behandlung der Leptinresistenz – eines Zustands, in dem das Gehirn eines fettleibigen Menschen nicht mehr auf Leptin reagiert“, sagt Ana Domingos vom Instituto Gulbenkian de Ciência in Oeiras, die zusammen mit Jeffrey Friedman von der Rockefeller University in New York die Arbeitsgruppe leitete. Die meisten Fettleibigen bilden zwar große Mengen des Hormons, die appetithemmende und fettabbauende Wirkung bleibt aber aus.
Die Forscher haben nun einen von Leptin unabhängigen Weg entdeckt, der zum Abbau von überschüssigem Fettgewebe führt. Mithilfe der 2-Photonen-Mikroskopie ist es ihnen gelungen, Nervenfasern in Fettpolstern von Mäusen sichtbar zu machen. Bei den Tieren konnten die durch Bestrahlung mit blauem Licht angeregt werden. „Die Technologie der Optogenetik ermöglichte es, diese Neuronen lokal zu aktivieren und den Abbau von Fett sowie die Verringerung der Fettmasse zu beobachten“, sagt Roksana Pirzgalska aus dem Forscherteam. Die aktivierten Neuronen setzten Noradrenalin frei, was den Fettabbau in Gang setzte.
Weitere Experimente bestätigten, dass der enge Kontakt zwischen Nerven-und Fettzellen sowie die Freisetzung von Noradrenalin sowohl notwendig als auch ausreichend waren, um einen Fettabbau durch Leptin zu bewirken. Bei einer Leptinresistenz könnte also derselbe Effekt durch einen pharmakologischen Wirkstoff erreichbar sein, der die Nervenzellen im Fettgewebe direkt aktiviert. Das wäre eine ganz neue Strategie zur Behandlung der Fettleibigkeit.
Quelle: Wissenschaft aktuell