Mit der „Allianz für Allgemeinmedizin“ will Sachsen-Anhalt dem Mangel an Fachkräften für die medizinische und pflegerische Versorgung entgegensteuern. Landesgesundheitsminister Norbert Bischoff (SPD) initiierte das Bündnis, das auf dem 25. Hausärztetag am 27. November 2015 in Wernigerode vorgestellt wurde. Neben dem Hausärzteverband Sachsen-Anhalt beteiligen sich 30 Ministerien, Verbände, Kassen sowie Kassenärztliche Vereinigung, Ärztekammer und Universitäten.
Insbesondere bei Hausärzten müssten bis 2025 viele Sitze nachbesetzt werden. Die derzeitigen Abschlüsse zum Facharzt für Allgemeinmedizin reichten jedoch nicht aus, um diesen Bedarf zu decken, so die Allianz. Hinzu komme, dass junge Mediziner andere Vorstellungen vom Beruf hätten, sagt Stefan Andrusch, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Sachsen-Anhalt: „Sie sind nicht mehr bereit, genauso lang zu arbeiten, wie ihre Vorgänger. Rechnerisch bräuchten wir daher für zwei ausscheidende Hausärzte eigentlich drei junge Kollegen.“
Zudem müssten mehr Medizinstudierende für die Tätigkeit als Hausarzt begeistert werden. „Wir fordern daher, dass jeder angehende Arzt im praktischen Jahr seiner ärztlichen Ausbildung auch einmal Allgemeinmedizin gemacht haben muss“, erläutert Andrusch. Derzeit sei zwar die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung gesichert, betont das Sozialministerium in einer Mitteilung. Die immer älter werdende Bevölkerung und die steigende Zahl chronisch kranker Patienten stelle das System aber vor eine große Herausforderung.
Die Allianz soll die Ressourcen der einzelnen Partner bündeln, so dass sie gezielt und koordiniert eingesetzt werden können, um genügend Allgemeinmediziner besonders für ländliche Regionen zu gewinnen. Die Aktivitäten setzen die Bündnispartner in eigener Verantwortung um, das Gesundheitsministerium will diese aber koordinieren. Zweimal jährlich sollen sich die 30 Verbündeten treffen.
Auf dem Hausärztetag feierte der Landesverband zudem sein 25-jähriges Jubiläum und nahm dies zum Anlass über die Zukunft des hausärztlichen Alltags zu diskutieren. Auch die Versorgung von Flüchtlingen war ein Thema. So sprachen sich die Hausärzte dafür aus, Asylbewerber mit einer elektronischen Gesundheitskarte auszustatten. „Wir wollen die Behandlung so bürokratiearm wie möglich machen“, erklärt Andrusch.