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Forum PolitikEine Praxis nach eigenen Interessen

Anders als Kliniken punkten eigene Praxen vor allem durch große Freiheit. Das gilt nicht nur in Sachen Arbeitszeiten, um Familie und Beruf zu vereinbaren, sondern auch für das Praxisprofil. So kann jeder eine Praxis nach seinen Interessen gestalten.

Damit der Beruf des Allgemeinmediziners eine Zukunft hat, müssen Mediziner ihre hausärztliche Tätigkeit erweitern. Dieser Ansicht ist Dr. Rüdiger Weisbach, der 39 Jahre eine Hausarztpraxis im Siegkreis betrieben hat. „Der Beruf des Allgemeinmediziners bietet sehr viel Gestaltungsspielraum“, sagte er auf dem 6. Tag der Fortbildung in der Weiterbildung Allgemeinmedizin, den das Institut für Hausarztmedizin der Uni Bonn und der Landkreis Rhein-Sieg organisiert haben. Neben der kurativen Medizin müssten Gesundheitsförderung und Prävention einen höheren Stellenwert erhalten, so der Arzt. Wie ein solches Engagement aussehen kann, zeigt sein Lebenslauf: 1980 gründete er in Herchen die Abteilung Seniorensport, sechs Jahre später die Koronare Sportgruppe Windeck-Eitorf.

Für ihn ist der Landarztberuf noch immer ein Traumjob. „Hier ist noch eine gewisse Freiberuflichkeit möglich“, warb er bei den jungen Medizinern. Beispielsweise könnten junge Ärzte, die eine Landarztpraxis übernehmen, ihr Praxisprofil nach eigenen Interessen schärfen. „Bieten Sie Sportmedizin an oder Homöopathie, Sie können sich weiterbilden, wie Ihre Interessen liegen“, sagte Weisbach, der seit drei Jahren in Ruhestand ist.

Mediziner in Kliniken hätten nicht die Freiheiten, die ein Hausarzt mit eigener Praxis nutzen könnte. Außerdem forderte er den Nachwuchs auf, sich berufspolitisch zu engagieren. Das sei auch lokal möglich und koste nicht viel Zeit. „Sie haben die Chance, Gesundheit aktiv mitzubestimmen und zu gestalten. Das macht den Beruf vielseitiger.“

Eigene Praxis und fünf Kinder

Der Hausarztmangel auf dem Land könnte teilweise gemildert werden, wenn mehr Praxen familienfreundliche Arbeitszeitmodelle anböten, glaubt Dr. Jacqueline Hiepler, die mit ihrem Mann eine Praxis in Hennef mit zwei Zweigpraxen in Bad Honnef und Eitorf betreibt. „Über die Hälfte der Mediziner heute sind weiblich.“ Junge Ärzte, die gleichzeitig Eltern sind, wollen Arbeitszeiten haben, die sie mit ihrem Familienleben in Einklang bringen können.

Hiepler stand vor 20 Jahren vor derselben Herausforderung: Sie war mit Leib und Seele Allgemeinärztin, wollte arbeiten und für ihre fünf Kinder da sein. Deswegen entschied sie sich gegen eine Karriere in der Klinik und gründete mit ihrem Mann eine allgemeinärztliche Gemeinschaftspraxis. Flexible Arbeitszeiten und die Einstellung eines älteren Kollegen, der ebenso in Teilzeit arbeitet, ermöglichten es der heute 55-Jährigen, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. „Ich war täglich zwischen 8 und 12 Uhr in der Praxis, mittags konnte ich zuhause sein. Zwischen 15 und 18 Uhr machte ich Hausbesuche.“ Da sie eine Weiterbildungsassistentin beschäftigte, war die Praxis durchgehend besetzt.

Inzwischen sind die Kinder erwachsen, und sie kann wieder voll arbeiten. Das Modell hat sie beibehalten. Hiepler sieht die Zukunft der Allgemeinmedizin im ländlichen Raum in Medizinischen Versorgungszentren und Berufsausübungsgemeinschaften: „Junge Ärzte von heute sind keine Einzelkämpfer mehr.“

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