Forum Politik“Das breite hausärztliche Spektrum in einer Woche”

Oberstes Ziel des Instituts für hausärztliche Fortbildung (IHF) ist es, die haus-ärztliche Kompetenz zu erhalten, ohne dabei im Hamsterrad der vielfältigen Fortbildungsverpflichtungen zu stecken. Im Gespräch erklärt Geschäftsführer Dominik Baa, wie das IHF diesen Spagat schafft.

Hausärzte müssen vielseitige Fortbildungsverpflichtungen erfüllen – für die Abrechnung, DMP oder HZV. Parallel nehmen die Aufgaben in der Praxis zu. Wie reagiert das IHF auf diese Entwicklung?

Dominik Baca: Für uns ist das kein Ausschluss, sondern wir müssen Formate anbieten, die Hausärzte mit ihrem Alltag gut vereinbaren können. Auch das verbirgt sich hinter unserem Leitsatz „von Hausärzten für Hausärzte“. So darf der Umfang der Fortbildung ein sinnvolles Maß nicht überschreiten und wir bereiten das Wissen komprimiert auf, sodass Hausärzte das Erlernte schnell anwenden können.

Auf dieser Basis entstehen vielfältige Formate wie unsere Fortbildungswoche Kanaren, eintägige Veranstaltungen wie unsere Kompakttage oder auch E-Learning und Online-Module.

Zusätzlich bieten wir seit Jahren erfolgreich MFA- und VERAH-Fortbildungen an und fördern dadurch die Entlastung in der Praxis.

Wie gewährleisten Sie, dass die Angebote auf die Bedürfnisse der Hausärzte zugeschnitten sind?

Jede Fortbildung durchläuft die gleichen standardisierten Prozesse, das ist unser Qualitätsmerkmal. Wir kontrollieren beispielsweise, ob die Vorträge oder Beiträge die IHF Charta erfüllen. Die Charta beinhaltet Kriterien, um den Fokus auf das tägliche Handeln in der Hausarztpraxis zu legen. Dazu zählen zum Beispiel die Koordinations- und Siebfunktion, das unselektierte Patientenaufkommen und auch die Breite des Faches. Jeder Hausarzt und jede MFA kann sich darauf verlassen, dass eine IHF-Fortbildung, unabhängig von Format, Thema und Veranstaltungsort, diesen Anspruch erfüllt.

Das IHF hat sich zum Ziel gesetzt, die hausärztliche Kompetenz zu erhalten. Wie setzen Sie das um?

Wir bilden in einem Jahr das thematische breite Spektrum einer Hausarztpraxis in den Fortbildungen ab. Darüber können wir belegen, dass die Geriatrie genauso zur hausärztlichen Tätigkeit gehört wie die Pädiatrie. Daneben setzen wir Akzente, aber wir laufen keinen Abrechnungs-Trends hinterher.

Ein gutes Beispiel sind die Fortbildungswochen Lanzarote und Timmendorf. In einer Woche ­erleben Sie in 40 Kursen je 45 Minuten von Taping, Osteopathie über EKG bis zur Sonographie das komplette hausärztliche Spektrum kurz und prägnant.

Woher kommen die Themen?

Auch hier verlassen wir uns auf die Breite des Faches: Unser ärztlicher Vorstand und der wissenschaftliche Beirat des IHF sind wichtige Impulsgeber. Zudem bekommen wir von unseren Teilnehmern und Referenten durch unsere Evaluationen gespiegelt, welche Themen relevant sind oder es in Zukunft werden können.

Darüber hinaus tauschen wir uns stetig mit den Landeshausärzteverbänden aus – über Themen, aber auch wo Über- oder Unterbedarf an Fortbildung besteht. Hierzu wurde bereits früh der IHF-Beirat eingerichtet, der aus allen Fortbildungsbeauftragten der Landesverbände, der DEGAM und dem Verband medizinischer Fachberufe besteht.

Was unterscheidet IHF-Fortbildungen von anderen Fortbildungen für Hausärzte?

Maßgeblich ist unsere Qualität durch die IHF Charta, die gewährleistet, dass Fortbildungen klar die hausärztliche Arbeitsmethodik berücksichtigen. Außerdem richten wir uns konsequent nach unserem Leitbild, dass Fortbildungen zeit- und ­ressourceneffektiv, produktneutral und evidenzbasiert sein müssen. Ein weiterer Unterschied ist, dass wir unsere Fortbildungen regional anpassen – sei es bei den Referenten oder den Anforderungen an die HZV- oder DMP-Themen.

Auf was können sich Hausärzte in nächster Zeit freuen?

Demnächst steht der Sächsische Hausärztetag an, der erstmals am 10. und 11. November in Radebeul bei Dresden stattfindet. In 2018 werden die Highlights der Mannheimer Kongress im Frühjahr, die Fortbildungswochen Lanzarote und Timmendorf sowie die practica in Oberhof und Bad Orb sein. Ich kann es Praxisteams nur empfehlen, auch mal Fortbildungen in anderen Regionen zu besuchen. Denn man lernt auch viel im Austausch mit Kollegen. Es ist also bereichernd, wenn man mitbekommt, wie in anderen Regionen Fragestellungen angepackt werden.

Termine

  • 23.–24.2.2018: 12. IHF-Fortbildungskongress Mannheim

  • 26.2.–2.3.2018: IHF-Fortbildungswoche Kanaren

  • 20.4.–21.4.2018: VERAH-Kongress Soltau

  • 14.6.–16.6.2018: practica Oberhof

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: "Hausärzte brauchen anderes Training als Spezialisten"

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