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Forum PolitikArztassistenten – nichts für die Hausarztpraxis

Mit Physician Assistants, zu Deutsch Arztassistenten, etabliert sich ein neuer Gesundheitsberuf in Deutschland. Kliniken setzen sie schon ein, doch für die Hausarztpraxis ist er keine Option, meinen Deutscher Hausärzteverband und DEGAM – zudem gibt es bessere Alternativen.

Mit Physician Assistants (PA) drängt ein neuer Gesundheitsberuf nach Deutschland. Rund 300 Arztassistenten arbeiten mittlerweile hierzulande, fast genau so viele befinden sich aktuell in Ausbildung; eingesetzt werden sie derzeit noch vornehmlich im stationären Bereich. Im Mai hat der Deutsche Ärztetag ein Konzept von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) zu Physician Assistants verabschiedet, um die Ausbildung und Einsatzmöglichkeiten dieser Gruppe zu vereinheitlichen und deren Handlungsrahmen zu verdeutlichen (s. Link).

Ja zu Delegation, Nein zu Substitution

Sind die Arzthelfer auch ein Modell für die Hausarztpraxen? Auf dem Deutschen Hausärztetag in Berlin positionierte sich der Verband deutlich. In seinem Leitantrag sprach er sich gegen eine Substitution ärztlicher Aufgaben durch Arztassistenten aus. „Wir brauchen die Delegation nicht-ärztlicher Aufgaben, denn wir müssen dafür sorgen, dass die Kolleginnen und Kollegen in den Praxen von Aufgaben entlastet werden, die nicht unbedingt von einem Arzt erledigt werden müssen. Aber wir wehren uns gegen die Substitution hausärztlicher Aufgaben. Das gefährdet die Qualiät der Versorgung und führt am Ende des Tages vor allem wieder zu neuen fehleranfälligen Schnittstellen. Davon haben wir in unserem Gesundheitswesen schon genug“, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt.

Zwar betonen Befürworter des neuen Gesundheitsberufes „Arztassistent“, dass auch diese ausschließlich vom Arzt ­delegierte Aufgaben übernehmen sollen (s. ­Kasten), doch dieses Argument ließ Weigeldt nicht gelten. „Wenn die Arztassistenten ausschließlich unter der Aufsicht der Hausärzte arbeiten sollen, dann konnte mir bisher noch keiner erklären, warum wir diesen neuen Beruf überhaupt brauchen“, so Weigeldt. Stattdessen baut der Verband auf das VERAH-Modell. Dabei absolvieren Medizinische Fachangestellte (MFA) eine berufsbegleitende Weiterbildung und übernehmen im Anschluss mehr Verantwortung in der Praxis, zum Beispiel bei der Wundversorgung oder im Praxismanagement. Bundesweit haben sich inzwischen knapp 10.000 MFA zur VERAH weiterqualifiziert. „Statt irgendwelche neuen Berufsgruppen zu propagieren, sollte man lieber die eigenen Mitarbeiterinnen in den Praxen fördern!“

Auch die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) warnte vor der Idee, dass Arzt-helfer eigenständig einzelne Bereiche der hausärztlichen Versorgung übernehmen könnten. „Als Allgemeinmediziner muss man besonders viele Kompetenzen integrieren. Genau das kann ein Physician Assistant nicht ersetzen“, sagte DEGAM-Präsidentin Prof. Erika Baum gegenüber „Der Hausarzt“.

Kommentar von Vincent Jörres

Blick in die Klinik

Seit fast fünf Jahren ist Irmingard Völkl als Arzt-assis­tentin in der Notaufnahme des Klinikums Weiden in der Oberpfalz tätig. Sie arbeitet parallel mit den Assistenzärzten unter der Supervision der Chef-, Fach- und Oberärzte. „Sie nimmt uns Ärzten vor allem anfallende Routinearbeiten ab“, berichtet Dr. Andreas Dauber, Chefarzt der Notaufnahme.

Grundsätzlich übernehmen Physician Assistants in der Klinik andere Aufgaben als „fortgebildete Krankenschwes­tern“, sagt Völkl. Eine erste Evaluation zu Physician Assistants im deutschen Gesundheitswesen, die das Deutsche Krankenhausinstitut im Auftrag der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, die selbst einen PA-Studiengang anbietet, 2016 erstellte, weist als Tätigkeitsgebiete im klinischen nicht-operati-ven Bereich insbesondere die Mitwirkung an der Anamneseerhebung und standardisierten körperlichen Untersuchungen auf, Blutentnahmen, Injektionen, die Wundversorgung sowie die Mitwirkung an der Medikation, der Schmerzbehandlung und -kontrolle. Die Einzelfallanalyse zeige, heißt es in der Evaluation, dass die PA je nach Krankenhaus und Organisationseinheit mit unterschiedlichen Schwerpunkten eingesetzt würden.

Irmingard Völkl lernte mit 34 Jahren den Beruf der Krankenschwester, merkte im Stationsalltag aber, dass sie mehr Verantwortung tragen möchte. Vor gut zehn Jahren war Völkl eine der ersten sieben Männer und Frauen, die berufsbegleitend den Pilotstudiengang an der Steinbeis Hochschule Berlin absolvierten. Seit Aufnahme ihrer Tätig­keit im Klinikum Weiden vor fünf Jahren ­habe sich ihr Aufgabengebiet erweitert, berichtet die 52-Jährige.

In der Praxis sieht dies so aus, dass bei chirurgi-schen Fällen zunächst der Oberarzt in ihrem Beisein das Procedere festlegt. „Ich übernehme dann die Anamnese, körperliche Untersuchung, lege venöse Zugänge, nehme Blut ab, veranlasse notwendige Untersuchungen und verfasse den Aufnahmebrief für die Station.“ Bei internistischen Fällen läuft es umgekehrt: Die Arztassistentin macht zunächst eigenständig die Anamnese, körperliche Erstuntersuchung, EKG, Ultraschalldiagnostik und veranlasst Konsile. „Außerdem ordne ich notwendige Laborparameter an. Meine Ergebnisse präsentiere ich dann gesammelt und vollständig dem zuständigen Oberarzt.“ Was macht sie nicht? „Reanimationen, Aufklärungsgespräche und Patienten nach Hause oder auf die Station entlassen.“ Kein Patient verlässt die Notaufnahme, ohne dass nicht der zuständige Oberarzt die Arbeit von Irmingard Völkl überprüft und gegebenenfalls ergänzt hat.

Dieser breite Aufgabenbereich habe sich im Lauf der Zeit entwickelt, sagt sie. „Wie bei jedem Mitarbeiter und Angestellten muss das Vertrauen in dessen Fähigkeiten erst wachsen“, sagt sie.

Susanne von Mach

Konzept zu Physician Assistants von Bundesärzte­kammer und KBV: https://hausarzt.link/EghD5

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