Berlin. Trotz fehlender EU-Zulassung, können Ärzte seit Anfang des Jahres die Corona-Kapsel Molnupiravir, Handelsname: Lagevrio (Merck, Sharp & Dohme), verordnen. Darauf weist die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hin. Es handelt sich dabei um das erste oral einzunehmende antivirale Medikament. Auch für die Covid-Tablette Paxlovid (Pfizer) will Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) eine Notfallzulassung erreichen.
Geringeres Risiko für schweren Verlauf
Lagevrio „soll zur Behandlung von nicht hospitalisierten Patienten mit COVID-19 ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf und erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf eingesetzt werden“, teilt die KBV mit. Sie bezieht sich auf eine Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und des Ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hoch-pathogene Erreger (STAKOB) zur aktuellen Studienlage. Darin heißt es zur Hospitalisierungs-/Sterberate: „Die aktuelle Auswertung der größeren Kohorte zeigte eine relative Risikoreduktion um etwa 30 Prozent.“ Lagevrio sollte innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn eingenommen werden. Beide Gremien weisen aber darauf hin, dass „die bisher vorliegenden Daten zahlreiche Fragen“ offenlassen und raten davon ab, es Schwangeren und stillenden Müttern zu verabreichen. Lauterbachs Vorgänger Jens Spahn (CDU) soll bereits 80.000 Dosen beschafft haben.
Vertragsärzte können für die Verordnung das Muster 16 verwenden, informiert die KBV. „Als Kostenträger geben sie – wie beim COVID-19-Impfstoff – das Bundesamt für Soziale Sicherung mit dem IK 103609999 an.“
Weiteres Medikament in den Startlöchern
Laut „Welt am Sonntag“ (WamS) hat sich die Bundesregierung außerdem zwei Millionen Einheiten von Paxlovid gesichert. Es solle auch ohne EU-Zulassung in Deutschland eingesetzt werden. Mit dem Mittel könnten insbesondere ungeimpfte Risikopatienten behandelt werden, so Lauterbach. Allerdings sei die Gabe komplex, meint Prof. Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, gegenüber der „WamS“. Es könne zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. red