Frankfurt/Bonn. Die Bemühungen für den Anbau von medizinischem Cannabis in Deutschland kommen einen Schritt voran. An diesem Dienstag (20. November) endet die Frist des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das Aufträge zur Produktion an Unternehmen ausgeschrieben hat. Die Behörde will mindestens drei Firmen Medizinal-Hanf unter Staatsaufsicht und hohen Qualitätsstandards anbauen lassen. Zudem wird weiter zusätzlich Cannabis importiert.
Der Zuschlag soll laut früheren Angaben im ersten Halbjahr 2019 folgen, das Cannabis “voraussichtlich ab 2020” zur Verfügung stehen. Ausgeschrieben werden 10,4 Tonnen Cannabis, verteilt auf vier Jahre.
Bisher war der Prozess nur schleppend in Fahrt gekommen. So hatte ein Gericht im März die erste Ausschreibung für den Anbau von 6,6 Tonnen Cannabis gestoppt, weil die Fristen für Unternehmen zu kurz waren. Das zunächst geplante Anbaujahr 2019 war so nicht zu halten. Bei der ersten Ausschreibung bewarben sich 118 Firmen, nun sollen es Kreisen zufolge doppelt so viele sein. Das BfArM äußerte sich dazu nicht.
Unklar ist, ob die ausgeschriebenen 10,4 Tonnen Cannabis ausreichen. Die Menge ist zwar viel höher als in der ersten Ausschreibungsrunde. Doch seit der Liberalisierung 2017 erlebt Medizin-Hanf einen Boom.
Hatten einst nur rund 1000 Kranke eine Ausnahmegenehmigung, können Ärzte heute Cannabis bei Vorliegen einer genauen Begründung frei verschreiben. Ärzte und Apotheker berichten von einer stark steigenden Nachfrage, gleichwohl bestehen in der Verschreibung oft Unsicherheiten. Branchenexperten sprechen von 15.000 Cannabis-Patienten, genaue Daten zu deren Zahl gibt es nicht.
Die Wirkstoffe von Cannabis können Schmerzen bei Krebserkrankungen, Übelkeit nach Chemotherapien oder Spastiken bei Multipler Sklerose lindern. Teils ist die medizinische Wirksamkeit aber umstritten.
Quelle: dpa