Einige Antidepressiva erhöhen das Risiko für intrakranielle Blutungen stärker als andere und verglichen mit einer Behandlung ohne Antidepressiva. Dies belegten erstmals zwei systematische Übersichtsarbeiten von zwölf Beobachtungsstudien sowie zwei neue Fall-Kontroll-Studien mit insgesamt 2,1 Millionen Patienten, berichten Johanna Dirkwinkel und Psychiater Prof. Tom Bschor [1].
Demnach traten Hirnblutungen häufiger unter selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) verglichen ohne SSRI auf. Ebenso kam es zu mehr Blutungen bei SSRI, selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) sowie Mirtazapin im Vergleich zu trizyklischen Antidepressiva (TZA).
Hirnblutungen seien zwar eine sehr seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkung. Die Autoren raten daher, dass bei Patienten mit einem erhöhten Risiko für solche Blutungen (etwa intrakranielle Blutung in der Anamnese, orale Antikoagulation oder bekannte hämorrhagische Diathese) die Verschreibung von SSRI und SNRI kritisch geprüft werden sollte.
Besonders wenn sie zeitgleich Gerinnungshemmer einnehmen, steige die Gefahr deutlich.
Das geringste Risiko scheint nach den Analysen von Monoaminooxidase (MAO)-Hemmern sowie TZA auszugehen. Bei Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko sollten Ärzte TZA aber aufgrund der kardialen Nebenwirkungen zurückhaltend verordnen, raten die Autoren.
Quelle: 1. Dirkwinkel J, Bschor T. Intrakranielle Blutungen unter Antidepressiva. Arzneiverordnung in der Praxis 3-4/20, S. 118-121