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127. Deutscher ÄrztetagHausärztlicher Favorit bleibt BÄK-Chef

Die Delegierten des Deutschen Ärztetags haben entschieden: An der Spitze der Bundesärztekammer (BÄK) wollen sie weiterhin Hausarzt Dr. Klaus Reinhardt sehen. Knapp konnte er sich gegen seine Gegenkandidatin durchsetzen. Alle Ergebnisse des "Wahlmarathons" im Überblick.

Gratulationen an den "neuen alten Präsidenten": Dr. Klaus Reinhardt (links) ist für weitere vier Jahre Präsident der Bundesärztekammer.

Essen. Dr. Klaus Reinhardt ist für weitere vier Jahre Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). Das haben die Delegierten am Donnerstag (18. Mai) mit überaus knapper Mehrheit entschieden: Der Amtsinhaber hat 125 Stimmen erhalten – und damit nur eine mehr als die notwendige Mehrheit angesichts der 247 gültigen abgegebenen Stimmen.

Gegenkandidatin Dr. Susanne Johna erhielt 122 Stimmen. Sie ist im Anschluss als Vize-Präsidentin gewählt worden (s. unten).

Die Wahl des Präsidenten war der Auftakt des “Wahlmarathons” des Deutschen Ärztetages, wie Wahlleiter Prof. Frank Ulrich Montgomery sagte. Für den ersten Wahlgang, die Wahl Reinhardts, lobte Montgomery die “fantastische” Wahlbeteiligung von 250 abgegebenen Wahlzetteln, 247 davon gültig.

Um das zeitraubende Auszählen überflüssig zu machen, hatte der BÄK-Vorstand den Delegierten eine Online-Abstimmung angeboten. Unter anderem aus Sorge vor technischen Problemen sei dieser Vorschlag jedoch auf Skepsis gestoßen, sodass man bei der Wahl in Papierform geblieben sei, so Montgomery.

Hausärzte haben Kandidatur unterstützt

Der Deutsche Hausärzteverband hat Reinhardt – ebenso wie den anderen neu gewählten Vorstandsmitgliedern – am Donnerstag (18. Mai) gratuliert. Die Wiederwahl Reinhardts sei “eine sehr gute Nachricht für die deutsche Ärzteschaft”, erklärte Bundesvorsitzender Dr. Markus Beier. “Es ist ihm in den vergangenen Jahren gelungen, die Ärzteschaft – egal, ob ambulant oder stationär tätig – zusammenzuführen.” Der Deutsche Hausärzteverband hatte die Kandidatur von Reinhardt frühzeitig unterstützt.

Reinhardt ist Facharzt für Allgemeinmedizin und war vor vier Jahren in Münster zum Nachfolger von Prof. Frank Ulrich Montgomery gewählt worden. Den Praxisalltag der Hausärztinnen und Hausärzte kennt er aus eigener Erfahrung: 1993 hatte der heute 62-Jährige die elterliche Praxis in Bielefeld übernommen.

Vor den 250 Delegierten erinnerte Reinhardt an die größten Erfolge der vergangenen Jahre. So sei es unter anderem gelungen, die „Kommerzialisierung des Gesundheitswesens im Sinne eines politischen Turnarounds auf die Agenda zu setzen“. Das Thema Klima und Gesundheit habe man in die öffentliche Debatte tragen können.

Seit seiner Wahl in Münster habe sich “die Welt verändert und wir waren mit nie dagewesenen Herausforderungen konfrontiert“, sagte Reinhardt bei seiner Wahlrede mit Blick auf die Corona-Pandemie. Allen Beteiligten, die „alles“ gegeben hätten, dankte er von Herzen. Die Bundesärztekammer unter seiner Führung habe in den Jahren der Pandemie stets Wert auf eine „differenzierte Positionierung statt Panikmache“ gelegt.

“Substitution wird als Entlastung verkauft”

Für die kommende Legislaturperiode sieht Reinhardt “große und offensichtliche Herausforderungen”, die aus dem demografischen Wandel einerseits und dem Fachkräftemangel andererseits resultierten. Was dazu in der Politik diskutiert werde, sei “absurd”. “Uns wird vorgegaukelt, Gesundheitskioske und Health Community Nurses könnten die hausärztliche Versorgung entlasten – in Wahrheit ist Substitution gemeint.“

Vielmehr brauche es einen “echten Paradigmenwechsel in der Gesundheitspolitik”, in dem das Gesundheitswesen nicht als Kostenfaktor, sondern als Daseinsfürsorge für die Gesellschaft gesehen werde.

Zwei Frauen komplettieren das Präsidium

Als Vize-Präsidentinnen stehen Reinhardt ab sofort Dr. Ellen Lundershausen und Dr. Susanne Johna zur Seite. Wahlleiter Montgomery hatte im Vorfeld betont, dass beide “absolut gleichwertig” per Satzung seien.

In ihrem Amt bestätigt wurde Dr. Ellen Lundershausen, HNO-Ärztin und Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen. Die Wahl war zwar “einstimmig” – jedoch erhielt Lundershausen nur 168 Stimmen. Zwar wurden 248 Wahlzettel eingereicht, bemerkenswert viele – konkret 35 – seien jedoch ungültig gewesen, so Montgomery. Außerdem hätten sich 45 Delegierte enthalten. Damit waren nur 168 gültige Stimmen übrig geblieben.

Dr. Susanne Johna, die sich nach ihrer knappen Niederlage gegen Reinhardt um das Amt der Vize beworben hat, erhielt 206 von 206 gültigen Stimmen.

Dr. Günther Matheis und Erik Bodendieck hatten ihre ursprünglichen Kandidaturen nach der Bestätigung von Dr. Klaus Reinhardt im Amt als BÄK-Präsident zurückgezogen.

Zwei weitere Ärzte für den Vorstand

Die Vorstandswahlen komplettierten die Wahlen zweier weiterer Ärzte in den Vorstand der BÄK. Hierfür waren zahlreiche Wahlgänge nötig, da insgesamt fünf Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl gestanden hatten.

Die „weiteren“ Vorstandsämter sind Ärztinnen und Ärzten vorbehalten, die nicht Präsidentin oder Präsident einer Ärztekammer sind.

Durchgesetzt haben sich schließlich Chirurg Andreas Botzlar sowie Christine Neumann-Grutzeck, Internistin und BDI-Präsidentin.

“Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass weitere hausärztliche Kompetenz Einzug in den Vorstand hält”, sagte Hausärzte-Chef Dr. Markus Beier im Nachgang. “Als Verband werden wir die Arbeit konstruktiv begleiten und bei Bedarf immer wieder den Finger in die Wunde legen“, kündigte er an.

 

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