Der Hausärzteverband Bremen reagiert mit scharfer Kritik auf die Entscheidung der Ärztekammer Bremen, wonach der Facharzt für Allgemeinmedizin selbst dann erworben werden kann, wenn man im Rahmen der Weiterbildung nicht in einer allgemeinmedizinischen Praxis tätig war. Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Bremen, Dr. Hans-Michael Mühlenfeld, sagte dazu: „Mit dieser Entscheidung dokumentiert die Ärztekammer Bremen in skandalöser Weise ihre ablehnende Haltung gegenüber der Allgemeinmedizin. Man ist dort offensichtlich der Meinung, dass man quasi nebenbei Allgemeinmediziner und Hausarzt werden kann. Die Ärztekammer Bremen stellt damit einmal mehr unter Beweis, dass sie nicht gewillt ist, sich für eine strukturierte Weiterbildung in der Allgemeinmedizin einzusetzen. Offensichtlich nimmt man das komplexe medizinische Wissen und die Besonderheit der hausärztlichen Arbeitsmethodik der Hausärztinnen und Hausärzte nicht ernst.“
Mühlenfeld hatte einen Antrag gestellt, wonach jeder zukünftige Allgemeinarzt mindestens zwölf Monate in einer Praxis für Allgemeinmedizin weitergebildet werden muss. Dieser wurde von der Ärztekammer Bremen, in welcher Vertreter des Marburger Bundes die größte Fraktion stellen, abgelehnt. „Es ist vollkommen unverständlich, dass dieser Antrag abgelehnt wurde. Dies wird negative Auswirkungen auf die Qualität der ärztlichen Versorgung in Bremen haben“, sagte Mühlenfeld. Man müsse sich jetzt gemeinsam mit der Politik Gedanken machen, wie eine qualitativ hochwertige allgemeinmedizinische Weiterbildung ohne Beteiligung der Kammer sichergestellt werden könne.
Die Geringschätzung der hausärztlichen Versorgung in der Ärztekammer Bremen zeige sich auch bei den Aus- und Weiterbildungen der Medizinischen Fachangestellten. „Seit Jahren geht die Zahl der Ausbildungsverträge für Medizinische Fachangestellte in Bremen kontinuierlich zurück, ohne dass die Kammer die verschiedenen Initiativen des Hausärzteverbandes aufnimmt. Stattdessen ist sie damit beschäftigt, das bundesweit erfolgreiche VERAH®-Programm (Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis) schlecht zu reden.“ In Bremen sind derzeit 46 der bundesweit 7.000 VERAH® tätig.