Die Obergrenze 140 mmHg für Patienten mit Bluthochdruck wackelt – zwei Studien legen nun einen Zielwert von 120 mmHg nahe. Doch die Deutsche Hochdruckliga (DHL) mahnt zu Vorsicht.
Zwar hat eine Analyse von 120 Studien gezeigt, dass es unabhängig vom Ausgangswert 27 Prozent weniger Schlaganfälle und 13 Prozent weniger Sterbefälle gab, wenn Patienten ihren Blutdruck dauerhaft um 10 mmHg senken (1). Ähnlich in der SPRINT-Studie: Unter den Teilnehmern mit einem medikamentös intensiv gesenkten Blutdruck auf 120 mmHg starben 25 Prozent weniger an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt (2). Aber: Die Ergebnisse dürfen nicht verallgemeinert werden, so die DHL. Denn die Studien belegten auch, es profitieren nur bestimmte Patienten.
Anstatt die Behandlung kurzfristig umzustellen, rät die DHL Ärzten daher zu Besonnenheit. Wie bisher sei der ganze Patient und Komorbiditäten bei der Therapie zu berücksichtigen. „Wir müssen abwarten, ob sich die Ergebnisse beider Studien weiter bestätigen“, sagt Prof. Martin Hausberg von der DHL. Zudem seien bei SPRINT Diabetiker ausgeschlossen gewesen und unter den Teilnehmern mit niedrigerem Blutdruck häufiger akutes Nierenversagen oder Herzinsuffizienz aufgetreten. „Senkt man den Blutdruck intensiv, müssen Patienten hinsichtlich der Nebenwirkungen engmaschig kontrolliert werden.“
Literatur
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- Ettehad D et al. Blood pressure lowering for prevention of cardiovascular disease and death. doi: 10.1016/S0140-6736(15)01225-8;
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- Ambrosius WT et al. Systolic Blood Pressure Intervention Trial (SPRINT). doi: 10.1177/1740774514537404