Wir sprechen also von einem häufigen Krankheitsbild, welches jedoch wie eine Fata Morgana erscheint: “Signifikante Bakteriurie hat wenig Signifikanz, wenn es um die Erfassung jener Personen/Patienten geht, die von einer Therapie profitieren würden” schreibt Finucane im J Am Geriatr Soc 2017. Auch die Symptome des Harnwegsinfekts sind wenig hilfreich, sie kommen und gehen spontan.
Patienten, Keime und Antibiotika
Die aktuelle S3-Leitlinie definiert als Patientengruppen ohne sonstige relevante Begleit-erkrankungen mit unkomplizierten HWI
- Nicht schwangere Frauen in der Prämenopause
- Schwangere
- Frauen in der Postmenopause
- Jüngere Männer
- Patienten mit Diabetes mellitus und stabiler Stoffwechsellage
Angesichts der überall präsenten Resistenzproblematik und der möglichen Übertherapie kann man den Eindruck gewinnen, dass kein Antibiotikum die beste Therapieoption ohne Selektionsdruck und ohne Kollateralschäden (z.B. Clostridium difficile Infektion) wäre. Entsprechende Ansätze gibt es, indem dem Einsender einer Harnkultur vom mikrobiologischen Labor mitgeteilt wird “This POSITIVE urine culture may represent asymptomatic bacteriuria or urinary tract infection. If urinary tract infection is suspected clinically, please call the microbiology laboratory…for identification and susceptibility results (Daley, Infect Control Hosp Epidemiol 2018).”