Von Patienten mit rezidivierenden Infekten werden Sie als Hausarzt gelegentlich mit der Eigendiagnose konfrontiert: Herr Doktor, ich glaube, ich habe eine Immunschwäche. Ein primärer Immundefekt i.S. eines Antikörpermangel-Syndroms ist jedoch eine sehr seltene Erkrankung. Betroffene haben jedoch meist eine Odyssee an Arztkontakten hinter sich und 50 oder mehr antibiotische Therapien sind keine Seltenheit, bevor die richtige Diagnose gestellt wird. An einen primären Immundefekt sollten Sie deshalb denken, wenn mehr als vier Antibiotika-pflichtige bakterielle Infektionen pro Jahr, mehr als drei Pneumonien in drei Jahren, zwei oder mehr schwere bakterielle Infektionen bzw. Infektionen mit ungewöhnlich langer Dauer aufgetreten sind oder ein Immundefekt in der Familie bekannt ist. Zunächst sollte dann eine Serum-Elektrophorese mit quantitativer Bestimmung der Immunglobuline und der IgG-Subklassen durchgeführt werden. Bevor eine Substitution mit Immunglobulinen eingeleitet wird, sollte ein solcher Patient aber einem Spezialisten vorgestellt werden.
Quelle: 58. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V., 22.-25. März 2017, Stuttgart